Sie lacht, sie faucht, sie weint, sie singt… Wenn Helmut Eisel auf der Klarinette spielt, vergisst man alles um sich herum. Tatsächlich: Er erzählt, spricht durch sein Instrument. Im Kinderkonzert NAFTULES REISEN wird genau das zum Thema.
Der große Musikus und Wandermusikant Naftule – gespielt von Helmut Eisel – stammt aus Sinfonien. Einem Land, in dem nur mit Klang, Tönen, Rhythmus gesprochen wird, nicht aber mit Worten. Gemeinsam mit einem Streichquartett des Saarländischen Staatsorchesters nimmt Naftule das Publikum mit auf eine Reise in die Welt des Klezmers. Es geht nach Jerusalem, Budapest, Berlin und sogar bis in die USA. Die Arrangements sowie die Geschichte über Naftule stammen allesamt aus der Feder von Helmut Eisel.
Wie die Figur Naftule ist auch Helmut Eisel im echten Leben ein ganz außergewöhnlicher Musiker. Einer, dem schon immer wichtig war, möglichst individuell zu klingen – und der in seiner Jazz- und Bigbandzeit irgendwann wieder die Klarinette auspackte, weil es ihn nervte, dass es in dieser Szene so viele Saxophonisten gab. Einer, der erst Mathematik studierte – mit dem Hintergedanken, damit ausreichend Geld zu verdienen, um nur auf einer halben Stelle zu arbeiten, um genug Zeit für die Musik zu haben, die er wirklich machen will. Einer, der irgendwann auf den weltberühmten Klarinettisten Giora Feidman traf, der später über ihn sagte: »Wenn du nur ein paar Takte hörst, weißt du sofort, das ist Helmut! Und wenn nicht, dann ist er’s auch nicht!«. Die beiden verbindet mittlerweile eine jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft. Helmut Eisel kehrte zu Beginn der 1990er Jahre der Unternehmensberatung und Softwareentwicklung ganz den Rücken und zählt inzwischen zu den vielseitigsten, bedeutendsten und interessantesten Klezmer-Musikern der heutigen Zeit.
Als Improvisations- und Klezmer-affine Theaterpädagogin und Musikerin freue ich mich riesig, an dieser Kooperation beteiligt zu sein und genieße die Probenarbeit. Nicht selten passiert es zum Beispiel, dass die vier Musiker*innen des Staatstheaters beratschlagen, wie sie in das rhythmische Feeling für das jeweilige Stück finden. Dann fallen Sätze wie »Also in unserer Sprache übersetzt heißt das glaub ich …«. Und nicht zum ersten Mal in der Zusammenarbeit mit klassisch ausgebildeten Musikern ist Helmut Eisel damit konfrontiert, dass sich die Orchestermusiker*innen zu sehr an sein Tempo anpassen wollen. Denn wenn er soliert, dann spielt er oft absichtlich eher hinter dem Beat – im Jazz würde man sagen laidback. In Klezmer- oder Jazzbands wäre das völlig klar – die Orchestermusiker*innen hingegen haben eigentlich gelernt, auf das Tempo des Solisten zu reagieren. Und auch bei manchen Tönen in der Partitur vergewissern sich die vier Musiker*innen vorsichtshalber, ob dieser oder jener ungewöhnliche, notierte Klang tatsächlich so richtig sei.
Und trotzdem: Es harmoniert schnell innerhalb des Ensembles und schon bei der zweiten Probe habe ich den Eindruck, dass sich das Gefühl für die Musik über Helmut Eisel auf die anderen Musiker*innen mehr und mehr überträgt. Ich bin überzeugt, dass sich auch unser junges Publikum nicht dem Bann der Klezmer-Musik entziehen kann.
Wer mit mir – in meiner Rolle als Pino, der Erzählerin – den wilden, fröhlichen und auch sentimentalen Klängen der fünf Musiker*innen lauschen oder gar dazu tanzen will, hat am 20. Oktober (Donnerstag, 10:00 Uhr) und 21. Oktober (Freitag, 10:00 Uhr) Gelegenheit. Der 6. November ist bereits ausverkauft.
Bis dahin kümmern wir uns noch um Federboas, Ketten und Hüte – damit alles darauf vorbereitet ist, wenn wir gemeinsam mit Naftule das Berlin der 1920er Jahre besuchen.
Johanna Knauf
Theaterpädagogin für Konzert und Musiktheater
Weitere Informationen und Konzerttermine findet man auf der Website von Helmut Eisel: helmut-eisel.de
Karten gibt es an der Vorverkaufskasse über 0681 3092 486, oder kasse@staatstheater.saarland