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Theaterblog

Das Ensemble der Freiheit

Die Spielerinnen und Spieler der Produktion stellen sich vor.

Alona Lut

Alona Lut, 12 Jahre alt
geboren in Kramatorsk, Ukraine
wohnt jetzt in Saarbrücken, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
In unserem Haus oder mit Freunden fühle ich mich zuhause. Meine Heimat ist dort wo meine Familie ist.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe gelernt, dass Freiheit für jeden etwas anderes bedeutet und ich habe noch eine weitere Sprache gelernt.

Hattest du eine Erkenntnis?
Ich habe verstanden, dass man vorsichtig mit Wünschen sein sollte, denn ich wollte ins Ausland reisen und jetzt musste ich nach Deutschland aufgrund des Krieges.

Was ist für dich schwierig im Moment?
Für mich ist es im Moment schwierig zu lernen, aufgrund der fremden Sprache.

Bist du frei?
Ja, ich fühle mich frei, aber mehr mit Freunden als zuhause.

Anastasia Kovalchuk

Anastasia Kovalchuk, 14 Jahre alt
geboren in Luzk, Ukraine
wohnt jetzt in Saarbrücken, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Mir geht es gut in Saarbrücken.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe viel über Dokumentartheater gelernt.

Was ist für dich schwierig im Moment?
Für mich ist im Moment nichts zu schwer.

Bist du frei?
Nein, ich bin nicht frei.

Was habt ihr alle gemeinsam?
Ich denke, der Wunsch, etwas zu tun und sich zu beweisen.

Arina Kryvosheieva

Arina Kryvosheieva , 14 Jahre alt
geboren in Kyiv, Ukraine
wohnt jetzt in Saarbrücken, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Ich fühle mich in der Ukraine zuhause. Meine Heimat ist auch Ukraine.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe gut Deutsch gelernt und dass die Auffassung von Freiheit für jeden individuell ist. Dabei habe ich habe viele neue Leute kennengelernt.

Hattest du eine Erkenntnis?
Ich bin mir jetzt sicher, dass ich im Theaterbereich arbeiten möchte und dieses Hobby nicht aufgeben werde. Ich hoffe auch, dass es nicht nur ein Hobby bleibt, sondern zu etwas mehr wird.

Was ist für dich schwierig im Moment?
Im Alltag finde ich es schwierig, deutsche Freunde zu finden, und im Theaterprojekt ist es herausfordernd, mit allen Leuten eine gute Kommunikation zu finden.

Bist du frei?
In Deutschland fühle ich mich jetzt besser als zuvor, aber ich kann noch nicht alles sagen. Jetzt geht es mir wirklich besser, und natürlich fühle ich mich gut bei meinen Freunden und meiner Familie.

Kostiantyn Maslov

Kostiantyn Maslov, 15 Jahre alt
geboren in Charkiw, Ukraine
wohnt jetzt in Saarbrücken, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Ich fühle mich hier zuhause. Meine Heimat ist die Ukraine und meine Heimatstadt ist Lugansk.

Was hast du Neues gelernt?
Man kann jemandem, der einem nahe steht, nicht vertrauen. Man muss sich auf die Arbeit konzentrieren und versuchen zu ignorieren.  Ich habe gelernt, dass der Schein trügen kann.

Was ist für dich momentan schwierig im Theaterprojekt?
Im Moment ist es für mich schwierig, ein freundliches Team zu bilden und die Situationen loszulassen, die mir vor nicht allzu langer Zeit passiert sind.

Bist du frei?
Ich habe Freiheit, die ich gerne mit meiner Familie und meinen Freunden teilen möchte.

Lavinia Brutty

Lavinia Brutty, 16 Jahre alt
geboren in Püttlingen, Deutschland
wohnt jetzt in Köllerbach, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Ich fühle mich bei meiner Mutter zuhause. Meine Heimat ist in Köllerbach.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe gelernt, sich trotz unterschiedlicher Muttersprache mit anderen zu verständigen.

Bist du frei?
Ja, ich bin vielerlei Hinsicht frei.

Was habt ihr alle gemeinsam?
Wir haben gemeinsam, dass wir gerne Schneeballschlacht machen und wir wollen alle frei entscheiden können was wir tun wollen.

Liv Colling

Liv Colling, 18 Jahre alt
geboren in Püttlingen, Deutschland
wohnt jetzt in Karlbrunn, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Hier, im Saarland.

Hattest du eine Erkenntnis?
Dass sich viele geöffnet haben vor allen anderen Teilnehmenden fand ich interessant und inspirierend.

Was ist für dich schwierig im Moment?
Momentan habe ich viel Stress, da ich zu vielen Interessen gleichzeitig nachgehen möchte. Das ist zwar schön, aber auch anstrengend.

Bist du frei?
Ja und nein. Ich glaube nicht, dass jemals ein Mensch komplett frei sein kann, also nein, allerdings bin ich in diesem Rahmen des Möglichen frei, daher auch ja.

Was habt ihr alle gemeinsam?
Wir sind alle unterschiedlich und sind trotzdem oder gerade deshalb eine wundervolle Gruppe geworden!

Mariia Klymenko

Mariia Klymenko, 12 Jahre alt
geboren in Kyiv, Ukraine
wohnt jetzt in Ottweiler, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Ich fühle mich in der Ukraine zuhause. Mein Heimatland ist die Ukraine.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe viele neue Wörter auf Deutsch gelernt und viel neues Wissen erworben.

Was ist für dich schwierig im Moment?
Für mich ist es momentan schwierig, Deutsch zu lernen.

Bist du frei?
50/50

Oleksandra Chernetska

Oleksandra Chernetska, 14 Jahre alt
geboren in Melitopol, Ukraine
wohnt jetzt in Saarbrücken, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Ich fühle mich in Deutschland zuhause. Meine Heimat ist aber trotzdem die Ukraine.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe hier viele neue Leute kennengelernt und jetzt habe ich coole Freunde. Dabei habe ich auch gelernt, wie man zum Beispiel richtig dramatische Geschichten erzählt. Allgemein ist Dokumentartheater etwas Neues für mich.

Hattest du eine Erkenntnis?
Ich hatte die Erkenntnis, dass ich jetzt zu 100% sicher bin, dass ich in der Theaterbranche arbeiten möchte.

Was ist für dich schwierig im Moment?
Im Moment gibt es in dem Theaterprojekt eigentlich nichts Schwieriges. Im Alltag auch nicht.

Bist du frei?
Ich bin frei, besonders erlebe ich Freiheit im Theater und mit meinen Freunden.

Was habt ihr alle gemeinsam?
Wir haben ein gemeinsames Ziel und teilen die Liebe zum Theater.

Sofiia Drobush

Sofiia Drobush, 12 Jahre alt
geboren in Riwne, Ukraine
wohnt jetzt in Saarbrücken, Deutschland

Wo fühlst du dich zuhause? Wo ist deine Heimat?
Ich fühle mich in der Ukraine zuhause. Meine Heimat ist die Ukraine.

Was hast du Neues gelernt?
Ich habe gelernt, dass das Leben unvorhersehbar ist.

Hattest du eine Erkenntnis?
Es ist wichtig, die Zeit zu schätzen.

Was ist für dich schwierig im Moment?
In dem Theaterprojekt gibt es nichts Schwieriges. Im Alltag nur das Lernen.

Bist du frei?
Ja, ich fühle mich frei und entspannt in Deutschland.

Was habt ihr alle gemeinsam?
Gemeinsam haben wir, dass jeder Freiheit erlangen will.

Yurii Voitovych (re.)

Yurii Voitovych, 14 Jahre alt
geboren in Kryschopil, Ukraine
wohnt jetzt in Sulzbach, Deutschland

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Theaterblog

Onomatopoesie – Logbuch-Einträge im März 2023

Modul 3 – Eine Sprachkonzert beginnt

Luca und Anna sind im dritten Teil des Projekts zu Gast in Malstatt bei der Gemeinschaftsschule Rastbachtal und im Collège Claudie Heigneré in Freyming-Merlebach. Dabei ist wieder der braune Lederkoffer voller Material, aber auch ein besonderer Künstler: Dominik Tremel, Musiker und Komponist. Dominik wird die Musik des Sprachkonzerts neben der Sinfonie von Prokofjew komponieren und ist die ganze Woche mit dabei.

Im Folgenden haben wir die aufregenden fünf Tage logbuchartig zusammengefasst.

+Der Plan für diese Woche+

Montag, Dienstag, Mittwoch, 13. – 15.3.2023: Proben in der Schule Rastbachtal
Donnerstag, Freitag, 16. – 17.3.2023: Proben im Collège Claudie Heigneré in Freyming-Merlebach

Montag, 13. März 2023

9:00 + Warm-Up + Kennenlernen + Wie war der Morgen bis jetzt?

9:30 + Konzentration und Präsenz durch die Übung „Ha-So-Ka“ und „Ninja Destruction“

10:00 + Impulstraining + Gruppendynamik lernen + Improvisation mit Emotionen + Emotionsfelder und Szenen ausprobieren

12:00 + Die Gruppe lernt Prokofjew kennen + Assoziationsarbeit mit der Musik (Wörter, die man mit der Musik verbindet werden aufgeschrieben und gesichert)

14:00 +Feedbackrunde

Dienstag, 14. März 2023

 9:30 + Ha-So-Ka + Aufwachen mit Spielen

10:00 + Erste Aufnahme mit Stimmengewirr – Arbeit mit Sätzen, Emotionen, unterschiedliche Lautstärken, Zungenbrecher: „Im dichten Fichtendickicht nicken dicke Fichten tüchtig“

10:30 + Arbeit mit bestimmten Einsätzen von Musik in einer Szene

11:00 + Aufnahme von Emotionen – Eine besonderer Lachanfall bleibt besonders in Erinnerung

12:00 + Das versetzte Interview und Aufnahme

13:00 Arbeit in kleinen Gruppen:

+ Eine Gruppe arbeitet mit Dominik an Rhythmus und schreibt Raptexte

+ Luca interviewt jede*n Teilnehmende*n zum Thema Sprache

+ Anna macht Improtheater mit dem Rest der Gruppe, sammelt Musik aus dem Alltag der Jugendlichen

14:00 +Feedbackrunde

Mittwoch, 15. März 2023

9:30 +weitere Arbeit in den Gruppen

+ Rap Aufnahme mit Dominik

+ Interviews mit Luca

+ Geschichten erfinden, alternative Geschichte zur Romeo und Julia schreiben mit Anna

13:00 + Präsentation der verschiedene Szenen und Ergebnisse vor der Gruppe

14:00 + Gemeinsames Pizza Essen

+ Feedback

Donnerstag, 16. März 2023

8 Uhr + Warm-Up

+ Zungenbrecher: „Anticonstitutionellement“, „Les chaussettes de l’archi duchesse“ „panier cuit panier cru“, „Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen, Eichhörnchen….“.

9:00 + Slowmotion: Rennen voller Emotion mit Romeo und Julia Musik von Prokofjew

9:30 + Emotion Rundgang – wir übersetzen Shakespeare bereiten uns für Sprachaufnahmen vor

10:00 + Aufnahme: Dominik Tremel stellt das Mikrofon in die Mitte des Raumes und dirigiert + Aufnahme von Wörtern, Zitaten, Geräuschen, Streitigkeiten usw.

10:30 + Szenen und kleine Improvisation mit Wörtern und Bewegungen

11:00 + Wir lassen uns von „Romeo und Julia“-Versen inspirieren und verwandeln sie in Rapverse

12:00 + Feedback

Freitag, 17. März 2023

8:00 + Warm-Up

8:30 + Erarbeitung einer gemeinsamen Tanztheaterszene mit den Aufnahmen der letzten Tage

9:00 + Gesprochene Improvisation: Wir erfinden gemeinsam so viele Geschichten wie möglich in 3 Minuten

10:00 + Versetzte Interviews – Interviews décalées mit Aufnahme

10:30 + Aufnahme Rap und poetische Texte

11:00 + Luca, Dominik und Anna stellen Fragen und interviewen die Gruppe:

+ Wenn du ein Geräusch wärst, welche wäre es?

+ Was sind deine Lieblingswörter auf Deutsch und auf Französisch?

+ Welche Wörter haben dich glücklich gemacht?

11:50 + Ha-So-Ka + Feedback

Im Mai werden sich beide Gruppen wiedersehen…

Anna Arnould-Chilloux und Luca Pauer

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Im Gespräch mit … Theaterblog

PHANTASIE FUNKTIONIERT WIE EIN SCHLÜSSEL

Die Meisterin des Geschichtenerzählens Cornelia Funke beschwört mit dem modernen Advents-Klassiker HINTER VERZAUBERTEN FENSTERN den Glauben an eine Welt hinter den Dingen auf schönste Weise: durch Neugierde und Vorstellungskraft. Im folgenden Interview geben Regie und Schauspielende Einblicke in ihre Gedanken zur Geschichte – und was Theater mit dem Leben zutun hat.

Katharina Schmidt, du hast als Regisseurin dieses Theatertextes deine Idee dieser Geschichte auf die Bühne gebracht – was ist für dich denn diese Kalenderwelt?

KS: Im Gegensatz zu Ollis Schokokalender ist Julias Papierkalender ja zunächst sehr unscheinbar. Je mehr Julia sich aber für die Bilder zu interessieren beginnt, desto mehr beginnen die Bilder auch zu „leben“. Da wo die Schokolade schon längst aufgegessen ist, fängt ihr Abenteuer erst an. Die Kalenderwelt entblättert und entfaltet sich Stück für Stück und glänzt dann umso mehr. Sie steht für die Freiheit der Gedanken, die Fantasie und die Möglichkeit sich frei ausdrücken zu können, ohne Schranken und Grenzen.

Die Phantasie funktioniert also wie ein Schlüssel…?!

KS: Ja, sie ist eine große Kraft. Dass man mit dem Reindenken in Bilder und Situationen ganze Welten zum Leben erwecken kann, ist doch sehr besonders!

Solveig Eger und Salih Yarisli, was ist euch für eure Figuren besonders wichtig?

SE: Ganz klar ihre Fähigkeit eine Wirklichkeit zu träumen. Julia glaubt fest an die Welt, die sie in ihrer Phantasie erschafft und glaubt damit auch gleichzeitig sehr an sich selbst.

SY: Die Geschwisterbeziehung ist aber auch sehr zentral im Stück. Erzählt wird eine typische Hassliebe zwischen Bruder und Schwester – im Laufe der Geschichte merken beide aber, dass man nur zusammen vieles erreichen kann. Und durch Zusammenhalt entsteht richtige Freundschaft.

Die Reise in den Kalender ist also auch eine Reise zu sich selbst?

SE: In der Kalenderwelt erschafft sie sich Aufgaben, die es zu bewältigen gilt und wird somit zu einer kleinen Heldin.

SY: Durch diese magische Welt blicken Julia und Olli ja auch mit anderen Augen auf ihr Leben, ihre Familie, ihr wirkliches Haus. Das ist ein bisschen so wie Theater schauen (oder -machen): es zeigt den Alltag des Menschen – all unsere Bedürfnisse. Auch starke Gefühle, Streit und Konflikte. Und es zeigt Lösungen mit all dem umzugehen.

SE: Im Stück ist eine solche Lösung zum Beispiel, wie sie ihrem Wunsch nachgeht gebraucht zu werden und eine Bedeutung, einen Wert im eigenen Leben zu suchen. Das verstehe ich sehr gut, genauso ihren Wunsch eine Welt zu erhalten, die in ihrer Existenz bedroht ist. Das hat irgendwie auch etwas von der Revolte der jüngeren Generationen in unserer Welt.

KS: Diesen eben erwähnten Schlüssel, der die Phantasie ist, kann man gar nicht genug schätzen! Das heißt, durch Vorstellungsgabe öffnen sich konkret und in Bildern gesprochen immer mehr neue Türen, Fenster und damit Möglichkeiten. Mit Neugierde, was wohl hinter den Dingen – und im Falle von Julia hinter den Fenstern – stecken könnte, beginnt das Abenteuer! Entdeckergeist hat auch viel mit Theater zu tun…

Aha, ihr meint also alle Theater und Leben gehören irgendwie zusammen?

KS: Ganz eng sogar. Wir nehmen Geschichten, Situationen und Themen aus dem Leben, der Gesellschaft auf, filtern und kanalisieren sie, um sie dann letztendlich mit unseren Mitteln auf der Bühne zu erzählen. Auf diese Weise kann Theater auch wieder auf unser Leben zurückwirken – wie das Kalenderfenster, das immer wie ein Spaziergang wirkt und Julia Kraft gibt wieder frisch in ihre Welt, auf ihre Familie, zu blicken. In „hinter verzauberten Fenstern“ denkt Julia kleine Dinge wirklich groß, z.B. das Modellflugzeug, das sie in diese andere Welt zieht und zum Fliegen bringt. Vielleicht können Kinder und auch Erwachsene mit unserer Geschichte ermutigt werden, auch in ihrer Welt, ihrem Alltag groß, fantasievoll und visionär zu denken, denn ich glaube, nur so können wir unsere Welt verändern und verbessern.

Noch mehr Botschaften bitte!

SE: Im Theater lernt man Menschen, deren Handeln und die Motive dahinter zu begreifen. Somit ist das Theater für mich ein Ort, der Menschen näher zusammenbringen kann, wie unterschiedlich sie auch sein mögen.

SY: Entdeckt also die Menschen, das Leben, die Welt! Und verliert nie die Neugierde!

Das Gespräch führte Schauspieldramaturgin Bettina Schuster-Gäb.

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Hinter dem Vorhang

NAFULES REISEN – Klezmer für Kinder im Staatstheater

Sie lacht, sie faucht, sie weint, sie singt… Wenn Helmut Eisel auf der Klarinette spielt, vergisst man alles um sich herum. Tatsächlich: Er erzählt, spricht durch sein Instrument. Im Kinderkonzert NAFTULES REISEN wird genau das zum Thema.

Der große Musikus und Wandermusikant Naftule – gespielt von Helmut Eisel – stammt aus Sinfonien. Einem Land, in dem nur mit Klang, Tönen, Rhythmus gesprochen wird, nicht aber mit Worten. Gemeinsam mit einem Streichquartett des Saarländischen Staatsorchesters nimmt Naftule das Publikum mit auf eine Reise in die Welt des Klezmers. Es geht nach Jerusalem, Budapest, Berlin und sogar bis in die USA. Die Arrangements sowie die Geschichte über Naftule stammen allesamt aus der Feder von Helmut Eisel.

Wie die Figur Naftule ist auch Helmut Eisel im echten Leben ein ganz außergewöhnlicher Musiker. Einer, dem schon immer wichtig war, möglichst individuell zu klingen – und der in seiner Jazz- und Bigbandzeit irgendwann wieder die Klarinette auspackte, weil es ihn nervte, dass es in dieser Szene so viele Saxophonisten gab. Einer, der erst Mathematik studierte – mit dem Hintergedanken, damit ausreichend Geld zu verdienen, um nur auf einer halben Stelle zu arbeiten, um genug Zeit für die Musik zu haben, die er wirklich machen will. Einer, der irgendwann auf den weltberühmten Klarinettisten Giora Feidman traf, der später über ihn sagte: »Wenn du nur ein paar Takte hörst, weißt du sofort, das ist Helmut! Und wenn nicht, dann ist er’s auch nicht!«. Die beiden verbindet mittlerweile eine jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft. Helmut Eisel kehrte zu Beginn der 1990er Jahre der Unternehmensberatung und Softwareentwicklung ganz den Rücken und zählt inzwischen zu den vielseitigsten, bedeutendsten und interessantesten Klezmer-Musikern der heutigen Zeit.

Als Improvisations- und Klezmer-affine Theaterpädagogin und Musikerin freue ich mich riesig, an dieser Kooperation beteiligt zu sein und genieße die Probenarbeit. Nicht selten passiert es zum Beispiel, dass die vier Musiker*innen des Staatstheaters beratschlagen, wie sie in das rhythmische Feeling für das jeweilige Stück finden. Dann fallen Sätze wie »Also in unserer Sprache übersetzt heißt das glaub ich …«. Und nicht zum ersten Mal in der Zusammenarbeit mit klassisch ausgebildeten Musikern ist Helmut Eisel damit konfrontiert, dass sich die Orchestermusiker*innen zu sehr an sein Tempo anpassen wollen. Denn wenn er soliert, dann spielt er oft absichtlich eher hinter dem Beat – im Jazz würde man sagen laidback. In Klezmer- oder Jazzbands wäre das völlig klar – die Orchestermusiker*innen hingegen haben eigentlich gelernt, auf das Tempo des Solisten zu reagieren. Und auch bei manchen Tönen in der Partitur vergewissern sich die vier Musiker*innen vorsichtshalber, ob dieser oder jener ungewöhnliche, notierte Klang tatsächlich so richtig sei.

Und trotzdem: Es harmoniert schnell innerhalb des Ensembles und schon bei der zweiten Probe habe ich den Eindruck, dass sich das Gefühl für die Musik über Helmut Eisel auf die anderen Musiker*innen mehr und mehr überträgt. Ich bin überzeugt, dass sich auch unser junges Publikum nicht dem Bann der Klezmer-Musik entziehen kann.

Wer mit mir – in meiner Rolle als Pino, der Erzählerin – den wilden, fröhlichen und auch sentimentalen Klängen der fünf Musiker*innen lauschen oder gar dazu tanzen will, hat am 20. Oktober (Donnerstag, 10:00 Uhr) und 21. Oktober (Freitag, 10:00 Uhr) Gelegenheit.  Der 6. November ist bereits ausverkauft.

Bis dahin kümmern wir uns noch um Federboas, Ketten und Hüte – damit alles darauf vorbereitet ist, wenn wir gemeinsam mit Naftule das Berlin der 1920er Jahre besuchen.

Johanna Knauf
Theaterpädagogin für Konzert und Musiktheater

Weitere Informationen und Konzerttermine findet man auf der Website von Helmut Eisel: helmut-eisel.de

Karten gibt es an der Vorverkaufskasse über 0681 3092 486, oder kasse@staatstheater.saarland

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Hinter dem Vorhang

Theaterluft schnuppern

Joline Schwarz war Praktikantin in der Theaterpädagogik

Ich heiße Joline Schwarz, bin 15 Jahre alt und habe mein Praktikum am Saarländischen Staatstheater gemacht. Seit der Spielzeit 2021/2022 bin ich Mitglied im Jungen Ensemble. Wir sind eine feste Gruppe von Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren, die jedes Jahr eine Theaterproduktion in der Alten Feuerwache erarbeiten. Im April feierten wir Premiere. Luca Pauer, Theaterpädagogin und Leiterin des Jungen Staatstheaters und der sparte4, führte Regie beim Jungen Ensemble und begleitet uns auf dem Weg auf die Bühne.

Joline Schwarz, Pauline Grass | Foto: Astrid Karger

Während meines zweiwöchigen Praktikums wollte ich endlich auch hinter die Bühne schauen. Dies war für mich eine sehr besondere Erfahrung in der ich sehr viel dazugelernt habe. Ich habe viele Einblicke in den Alltag von den Theaterpädagog*innen bekommen. Zudem auch Einblicke hinter die Kulissen der verschiedener Stücke wie z.B. »Carmen«. Meine Aufgaben waren zum Beispiel das Netzwerk der Schulen zu aktualisieren, bei Bühnenführungen dabei zu sein, Requisiten für das Kinderkonzert herzurichten und bei der Einrichtung zu helfen.

Joline Schwarz ©HONKPHOTO

Ganz besonders war für mich das Fotoshooting, dass wir spontan abgehalten haben. Ich durfte im Feenkostüm für den Werbeflyer des Jungen Saarländischen Staatstheaters posieren. Die Zeit am Staatstheater hat mir sehr gefallen, vor allem zu sehen was im Theater »abgeht« wenn man mal nicht als Spielerin des Jugendclubs involviert ist. Ich würde es jederzeit nochmal machen und kann es jede*r Theaterliebhaber*in, oder auch einfach jemandem der sich fürs Theater interessiert, empfehlen!

Joline Schwarz,
Praktikantin in der Theaterpädagogik und im Jungen Staatstheater

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Hinter dem Vorhang

Konferenzbericht: Junge Ohren

»Schon bei der Anmeldung für die Konferenz war klar: das werden spannende, aber auch vollgepackte Tage. Im Vorfeld musste ich bereits zwischen spannenden Podiumsdiskussionen, Zukunftswerkstätten und Sichtvorstellungen auswählen. Keine leichte Aufgabe, klang doch alles sehr interessant. Das Kooperationsprojekt Junge Opern Rhein-Ruhr existiert seit 2013 und umschließt drei große Häuser: die Oper in Dortmund, das Theater Bonn und die Deutsche Oper am Rhein. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und ihre Familien für Oper zu begeistern und vergeben immer wieder Kompositionsaufträge für Uraufführungen von Familienopern.

Nachdem ich also mein Programm zusammengestellt hatte, ging es an den ersten beiden Tagen zur Oper nach Dortmund. Und nicht nur das Rahmenprogramm sollte Spannung bereithalten, sondern schnell wurde mir klar, dass hier auch ganz spannende Menschen und Unterhaltungen auf mich warten. Neben Kolleg*innen in der Theatervermittlung waren ebenso Regisseur*innen, Dramaturg*innen, Komponist*innen, Autor*innen und Politiker*innen vertreten.

Die beiden Tage in Dortmund waren für mich dann neben den Unterhaltungen bei Tisch mit den Menschen der Konferenz, vollgepackt mit Vorträgen und Diskussionen über Gender, Diversität und Inklusion bis hin zu Ideen für mehr Digitalität und besseren Strukturen für Junge Opern und Kinder- und Jugendtheater. Mein Kugelschreiber glühte schon jetzt und mein Notizbuch war bereits um einige Seiten voller, aber es sollte erst der Anfang sein.

Besonders beeindruckend waren für mich sicherlich die Sichtvorstellungen »Persona«, »Kirsas Musik« und »Die Kinder des Sultans«. Noch nie habe ich in einer Oper gesessen, in der man mit seinem Handy über den Verlauf der Geschichte abstimmen konnte oder in einem großen Haus, das voll mit Kindern ist, die beim Operngesang auf der Bühne miteinstimmen und mitsingen. Letzteres war in Anbetracht der letzten Jahre ein sehr berührender Moment für mich und auch für einige Kolleg*innen.

Obwohl ich noch viel, viel mehr im Detail erzählen könnte, würde das natürlich den Rahmen eines Blogbeitrags sprengen. Deshalb muss ich mich zwingen, zum dritten Tag überzugehen. Jetzt war ich also im Theater in Bonn. Auch hier war für spannendes Programm gesorgt. Ich hörte wieder viel über die möglichen Gründe, warum immer weniger Kinder und Jugendliche einen Opernbesuch anstreben und wie neue Musik für junge Ohren klingen sollte.

Ebenso bezieht sich die Theatervermittlung nicht nur auf Kinder und Jugendliche, sondern auch auf Erwachsene. Wie können wir denn überhaupt potenzielle Hörer*innen erreichen, die von selbst vielleicht nicht auf die Idee kämen in eine Oper zu gehen? Indem wir die Oper zu ihnen bringen! Dazu berichteten einige Kolleg*innen von ihren Projekten und Erfahrungen.

Passend dazu verbrachten wir unsere Zeit nicht nur mit Reden, sondern auch mit dem Hören und Sehen von Opern. In Bonn warteten »Minas Reise zum Meer« und »Iwein Löwenritter« auf uns. Beides wieder berührend und beeindruckend, aber musikalisch nicht immer nach dem persönlichen Geschmack. Aber auch das ist Oper, mal laut und mal leise, mal gefällt es und dann eben mal wieder nicht.

Ich gebe es aber auch offen zu, gegen Ende dieses dritten Tages und den vielen Eindrücken, Ideen, Impulsen und Vorstellungen, war ich langsam auch schon etwas erschöpft. Trotzdem freute ich mich auf den vierten und letzten Tag im Theater in Duisburg.

Gleich zu Beginn durften wir an einem musikalischen »Muntermacher« mit Musik, Gesang und Tanz teilnehmen, was uns wieder etwas wachrüttelte. Eine letzte Podiumsdiskussion über kulturelle Bildung und ein zusammenfassendes Abschlussgespräch warteten auf uns. Aber auch die Vorstellungen der mobilen Oper »Nils Karlsson Däumling» und einer meiner absoluten Kinderbuch-Favoriten »Ronja Räubertochter«.

Jetzt bin ich also wieder zurück in Saarbrücken und habe diese ganzen vollgeschriebenen Seiten in meinem Notizbuch. Einige Ideen werden sicherlich in meine Arbeit bei der Vermittlung von Musiktheater einfließen und ausprobiert werden. Andere kann ich als Einzelperson nicht allein in Gang setzen. Und so großartig die Ideen auch sind, so ist natürlich klar: nur mit gutem Willen kann ein Theater vieles davon nicht umsetzen. Da fließen noch mehr Faktoren mit ein. Aber weitererzählen, das kann und werde ich tun.

Ich bin sehr dankbar für diese vier Tage voller Musiktheater für Kinder und Jugendliche, dass es Menschen gibt, die so eine große Konferenz auf die Beine stellen und dass ich das Saarländische Staatstheater dort vertreten durfte. Als Berufsanfängerin konnte ich für mich auf jeden Fall aus den Vorträgen und Gespräche mitnehmen, wie ich als Theatervermittlerin sein möchte (und wie ich nicht sein möchte!) und das gibt Lust und Motivation auf alles, was noch kommt.«

Meike Koch,
Theaterpädagogin für Musiktheater und Konzert

Haben Sie und Lust Interesse an Musiktheater für Kinder und Jugendliche bekommen? Ob mit dem Verein oder einer Schulklasse: Lassen Sie sich gerne von uns beraten. Anfragen rund um den Musiktheaterbesuch und theaterpädagogischer Begleitung: m.koch@staatstheater.saarland

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