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Wir sind alle eine Bettwurst.

Zusammen ist man weniger allein

Es war in Kiel am Kai, da begegnen Luzi und Dietmar sich. Sie zeigt ihm die Stadt, beim Tanztee wird geschwoft, man beschnuppert sich, kommt sich näher im Schrebergarten, wie eine Liebe beginnt eben! Sie beschließen: Jetzt fängt ein neues Leben an. Und zwar gemeinsam, nicht mehr allein. Dietmar zieht bei Luzi ein, wird in die Geheimnisse des Staubsaugens eingeweiht, beim Weihnachtsfest liegt die berühmte Bettwurst (eine Nackenrolle, natürlich!) unter dem Baum und verloben tut man sich auch noch! Voller Enthusiasmus tanzen und singen Luzi, Dietmar und ihr Chor durch die Freuden des kleinbürgerlichen Liebesglücks, tanzen in die Liebe hinein. Alles könnte so schön sein, wären da nicht Dietmars kleinkriminelle Komplizen, die Luzi entführen.

Mehr ist mehr

1971 ist er erschienen, Rosa von Praunheims Film »Die Bettwurst«, und avancierte schnell zum Kultfilm. Nicht zuletzt wegen seiner Hauptdarsteller*innen, beides Laien: von Praunheims Tante Luzi Kryn und Dietmar Kracht, den von Praunheim in der Berliner Stricherszene »entdeckte«. Schonungslos exaltiert und höchst amüsant reiht sich »Die Bettwurst« in von Praunheims Filmästhetik im »Camp«-Stil ein. »Camp« ist die Liebe zur Übertreibung, die richtige Mischung aus Phantastik, Leidenschaftlichkeit und Naivität. »Camp« ist Leben als Theater, ist Parodie und Selbstparodie, immer gepaart mit Eigenliebe. »Es ist gut, weil es schrecklich ist …« (1) schreibt Susan Sontag 1964 in ihren Essay Anmerkungen zu ›Camp‹. Vermeintlich lächerlich, dilettantisch und eine Zurschaustellung des Banalen, zeichnet »Die Bettwurst« ein selbstironisch-scharfes und zugleich liebevoll-verspieltes Bild einer Liebesbeziehung.
Im Herbst 2022 kam das Musical in der Bar jeder Vernunft in Berlin zur Uraufführung. Inszeniert hat Rosa von Praunheim selbst, als Hommage an seinen Film, und an seine immer etwas zu laute, immer etwas zu schrille Tante »Luzi Superstar« und ihre unbeirrbare Selbstliebe.

Hemmungslose Hingabe

Da ist Luzi, Sekretärin in der Gerichtsmedizin, lebenslustig, in bunten Kleidern und einer Wohnung mit noch bunteren Tapeten. Den zweiten Weltkrieg und große Armut hat sie erlebt, bis sie aus Polen mit ihrer Mutter nach Kiel gekommen ist. Und da ist Dietmar – homosexuell, die Jugend im Erziehungsheim verbracht –, der seine kleinkriminelle Vergangenheit und Berlin hinter sich lassen will. Das Leben ist ein Abenteuer. Beide passen nicht so richtig rein in die Gesellschaft, und ins heteronormative Bild einer kleinbürgerlichen Partnerschaft passen sie schon gar nicht. Beide sind sie irgendwie auf der Flucht und auf der Suche nach Liebe und Glück, auf der Suche nach einem Platz – und finden ihn beieinander.
Und auf einmal gibt es Aussicht auf Verbundenheit. Ich habe ein Recht auf Liebe. Das übermäßige Streben nach Harmonie vereint, das Trennende wird ignoriert. Aus Not, aber auch aus Sehnsucht, denn: Zusammen ist man weniger allein. Zweckgemeinschaft im positivsten Sinne. Wir heilen alle Wunden nur mit Liebe. Behütet und beobachtet von ihrem Chor, Schicksalsgöttinnen gleich, malen Luzi und Dietmar mit großer Freude und noch größerer Hingabe über den Rand sämtlicher Klischee-Schablonen einer Paarbeziehung – und stoßen dabei auf ihre ganz eigene Art von Verbindung.
Die Bettwurst war ein Traum. Ein Traum von Akzeptanz: Lass das Gegenüber sein, wie es ist, ob schrill, ob bunt, ob laut, ob leise – wir sind alle eine Bettwurst. Egal wie und egal wen: Lieben ist erlaubt. Am besten fängt man gleich bei sich selbst an, denn was gibt’s Schöneres, als sich selbst zu lieben. Und so treffen sich Luzi und Dietmar im Himmel wieder, feiern sich und das Leben und ihre Liebe.

Gesa Oetting

(1) Anmerkungen zu ›Camp‹ in Susan Sontag: Kunst und Antikunst. 24 literarische Analysen, Frankfurt, 1982.

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»Ich will auch als Frau über geilen Scheiß schreiben!«

In »Von Fischen und Frauen« treffen sich zwei Frauen zufällig beim Angeln und kommen ins Gespräch. Der Untertitel lautet »Kleines, extrem harmloses Drama übers Angeln«. Dabei verhandeln die beiden eigentlich extrem un-harmlose, komplexe Themen wie Selbstverwirklichung oder Transgenerationalität, verpackt in scheinbar belangloses Plaudern beim Angeln. Wie kam’s zu dieser Kombination?

Es kam dazu, weil mir auffiel, dass an verschiedenen Theatern Männer einen lustigen kleinen Abend über irgendein cooles Hobby machten. »So einen Abend wollten wir einfach schon immer mal machen«, hieß es dann. Ich habe da ein starkes Ungleichgewicht empfunden, dass an uns als weiblich gelesene Personen die Erwartung besteht, dass wir uns mit explizit feministischen Themen auseinandersetzen müssen. Diese kleinen Hobby-Abende habe ich irgendwie als Provokation empfunden, obwohl sie sicher nicht so gemeint sind. Es hat nur eben gezeigt, welche Freiheiten wir uns manchmal nicht nehmen können. Natürlich will ich auch als Frau über »geilen Scheiß« schreiben, der einfach Spaß macht. Ich habe mir dann das Angeln ausgesucht, das stand für mich für ein ur-männliches Hobby. Beim Schreiben wurde dann schnell klar, dass bereits in dieser Anlage und Umkehrung automatisch so viele geschlechtsspezifische Themen sichtbar werden. Im entspannten Plauderton große Themen zu verhandeln fand ich ein interessantes Spannungsfeld. Das habe ich im Untertitel versucht einzufangen. Mir gefiel die Kombination aus extrem und harmlos, weil sich das für mich normalerweise kaum vereinbaren lässt. Vielleicht könnte man die Beschreibung als Modus für das Stück sehen. 

Bei deinem dramatischen Erstling »Ich, Akira. Monologstück für einen Hund mit einer Frage«, den du zusammen mit Leo Meier geschrieben hast, spricht ein Hund. Und in »Von Fischen und Frauen« kommt ein Urzeitfisch zu Wort. Was können Tiere ausdrücken, wozu Menschen nicht in der Lage sind?

In diesem konkreten Fall wartet eine Anglerin ja bereits ihr Leben lang darauf, diesen URZEITFISCH zu fangen, es wird den ganzen Tag über ihn gesprochen. Da fand ich es nur fair, ihn einmal selbst zu Wort kommen zu lassen. Was dieser dann zu sagen hat, ist eigentlich wieder recht »menschlich«. Das Schöne ist ja, dass aus der Perspektive der Schreibenden erstmal alle Figuren in der Lage sind, alles auszudrücken. Dass es da überhaupt keine Grenzen gibt, und alles denkbar ist, ist das Tolle am Theater! Außerdem sind Tiere in der Literatur ja oftmals sehr symbolträchtig oder wir projizieren viel in sie hinein. Damit zu spielen finde ich einen lustvollen Vorgang. Wenn solche Figuren im Theater vorkommen, ist in jedem Fall die Fantasie der Schauspieler*innen besonders gefragt. Ich hoffe, dass das Spaß macht!

Deine Figuren sprechen oft direkt mit dem Publikum – suchen sie Verbündete?

Als Schauspielerin waren für mich die besten Momente immer die, in denen ich in direkten Kontakt mit dem Publikum treten, es ansprechen konnte. Ich mag das immer sehr, wenn der Umstand nicht ignoriert wird, dass ein zuhörendes und zusehendes Publikum in diesem Moment real anwesend ist. Das ist für mich immer noch ein super magisches Setting und eine Konzentration, die es so sonst selten gibt. Diese Verbindung kann man ruhig stärken und etwas »Beziehungsarbeit« leisten, auch wenn es »nur« durch die Figuren geschieht. 

Du hast selbst Schauspiel studiert, wie beeinflusst dich deine Arbeit als Schauspielerin beim Schreiben?

Das beeinflusst mich immer und überall. Ich denke oft zuerst über einen Spielanlass nach und entwickle davon ausgehend die Szenen. Lese natürlich selber ganz oft laut, gebe die unfertigen Texte meinen Kolleg*innen und merke dann manchmal schon, was gestrichen werden muss, einfach weil es beim laut Aussprechen nicht »flowt« oder keinen Spaß macht. Ich gehe also mehr mit einer Spieldynamik los als mit einem Thema, und beides findet dann im Prozess hoffentlich zusammen.

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Die Wirkkraft von Erzählungen

Die Autorin Paula Kläy studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.

Mit ihrem Stück »Oberland« gewann sie den Publikumspreis beim Münchner Förderpreis für neue Dramatik. 2023 wurde sie zu den Autor*innentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen. Dramaturgin Simone Kranz sprach mit der Autorin. 

Dein Stück »Grausame Gestalten« hat etwas Rätselhaftes. In klaustrophobischer Atmosphäre haben sich vier Figuren, die sich gegenseitig mit Vater, Mutter, Kind 1 und Kind 2 ansprechen, von der Außenwelt abgeschottet. Das Draußen ist für sie etwas Feindliches – dort leben die Barbaren, mit denen man nicht in Kontakt kommen möchte. Und dann gibt es da noch eine Figur namens Sascha, von der in der dritten Person erzählt wird. Beim Lesen bleibt offen, welche Beziehung Sascha zum Rest des Geschehens hat. Ist für dich das Uneindeutige, zu Entschlüsselnde Teil der künstlerischen Setzung?   

Ich stelle keine Rätsel, die es zu knacken gibt und auf die ich die Antwort kenne, das fände ich unehrlich und langweilig. Aber ich finde es schön, wenn Texte ein Geheimnis in sich tragen, das keine Aufdeckung fordert, sondern sinnlich erfahrbar gemacht werden möchte. Da gilt es für mich zu schauen, dass die Schwebe immer wieder konterkariert wird von etwas sehr Tatsächlichem, Unmittelbaren. So verbinden sich ja auch die zwei Ebenen in einem Moment, wenn Sascha nämlich an einem Loch vorbeiläuft, in dem in 200 Meter Tiefe die Kinder sitzen, die drei nun in Dialog treten und die Erzählung der Eltern ins Taumeln gerät.

»Grausame Gestalten« ist die zweite gemeinsame Arbeit mit dem Regisseur Luis Liun Koch und ein Auftragswerk für die sparte4. Wie kann man sich eure Zusammenarbeit am Stück vorstellen?

Luis hat mir letzten Sommer das erste Mal davon erzählt, dass er gerne eine Arbeit machen würde, die sich mit dem Barbarenbegriff auseinandersetzt. Uns beide hat von Anfang an die Begriffshistorie interessiert, weil sie so viel aussagt über Zuschreibungen und Erzählmuster. Als klar wurde, dass wir die Arbeit hier realisieren können, sind wir mit dem Bühnenbildner Karl Dietrich nach Saarbrücken gefahren, saßen in der Sparte4 und haben danach ein wenig Pingpong gespielt zwischen Bühne und Text. Das war für mich total schön und neu: Tatsächlich für den Raum zu schreiben, in dem das Stück am Ende stattfindet.

Welche Rolle spielen für dich die Theaterproben als konkrete Auseinandersetzung einer Gruppe von Menschen mit deinem Text?

Ich bin gerne am Anfang bei den Proben dabei, mag es, die Fragen zu hören, die der Text aufwirft, erste Interpretationsansätze mitzubekommen und mit auf die Suche zu gehen, nach dem Abend, den wir gemeinsam erzählen wollen.

Findest du der Text spiegelt Phänomene der konkreten politischen Situation wieder?

Für mich verhandelt der Text Resignation, Rückzug aus der Gesellschaft und die Wirkkraft von Erzählungen: Wie zugehörigkeitsstiftend Geschichten (für die Figuren) sind und was passiert, wenn die konstruierte Realität zu bröckeln beginnt.

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Björn SC Deigner zu seinem Stück »der Reichskanzler von Atlantis«

Wie kam es zur Auseinandersetzung mit dem brisanten Thema »Reichsbürger« und wie hat es sich in der gesellschaftlichen Einschätzung verändert?

Neulich erzählte mir eine Person, die im Finanzamt arbeitet, dass es dort mittlerweile Handreichungen für den Umgang mit stadtbekannten Reichsbürgern gibt. Man werde geschult, wie man auf deren Ansagen und Forderungen reagieren müsse; wie man damit umgehen müsse, wenn wieder über Nacht unzählige Seiten mit kruden Aussagen und Ansprüchen per Fax an die Amtsstelle gesendet wurden; und welche Personen als gefährlich einzustufen seien und wie man sich vor ihnen schützen könne.

Als das Stück 2018 entstand, gab es noch keine sonderliche Wahrnehmung des Phänomens »Reichsbürger« in der deutschen Gesellschaft. Ein befreundeter Dramaturg fragte mich damals, ob ich mir sicher sei, darüber einen Theatertext schreiben zu wollen, schließlich handle es sich ja nur um »ein paar Verrückte«. Diese Einschätzung teilten damals viele Menschen in der Bundesrepublik: wenn man denn überhaupt Notiz nahm von den Reichsbürgern, so schaute man doch mehrheitlich augenreibend auf diese seltsam versprengte Bewegung, die sich mit einem Hang zur Verkleidung mal mehr esoterisch, mal mehr militärisch ausnahm.

Foto: Martin Kaufhold

Zugleich waren dies die Elemente, die mich bei der Suche nach einem Theaterstoff recht schnell zu dieser Bewegung zogen. Zum einen waren die damals auffälligen Gestalten in höchstem Maße theatral: Sie kleideten sich in fantasievolle Uniformen und selbst gemachte Schärpen. Sie zelebrierten seltsame Rituale, die einem Science-Fiction Roman entsprungen schienen, und gaben sich staatsmännisch, obgleich von einer Mietwohnung aus. Zum anderen waren für mich Parallelen zu Hitlers Nazi-Bewegung relativ schnell offenkundig: der Faschismus hatte immer schon einen Hang zur Kostümierung und Ordens-Dekoration. Und auch der esoterische Glaube, war unter den Nazis weit verbreitet, ja Teil der Ideologie.

Kurz: ich fand die Reichsbürger trotz – oder gerade wegen – ihrer skurrilen Art mehr als beunruhigend und war auch besorgt darüber, dass die deutsche Gesellschaft die Bewegung als versprengte Spinner abtat. Auch der Polizistenmord von 2016, bei dem der Reichsbürger Wolfgang Plan im bayrischen Georgensgmünd vier SEK-Beamte verletzten (einen davon tödlich), führte noch zu keinem bundesweiten Umdenken. Es brauchte erst wiederholt gewalttätige Übergriffe, damit die Ansichten der Bundesbürger sich änderten. Und die Einsicht, dass es sich bei den Reichsbürgern eben nicht nur um spinnerte Einzelgänger handelt, sondern teilweise um gut vernetzte Rechtsradikale, die nicht nur vom Staatsstreich träumen, sondern immer wieder besondere Verbindungen zum deutschen Militär aufweisen, um diesen Putsch auch durchzuführen – wie zuletzt die »Gruppe Reuß«, der in diesem Jahr der Prozess gemacht wird.

Wie lustig oder gefährlich ist die krude Ideologie der sogenannten »Reichsbürger« mit all ihren Splittergruppen und wie bist Du auf den schönen Titel gekommen?

Für »Der Reichskanzler von Atlantis« wollte ich eine Textform finden, die diese Entwicklung nachvollzieht: Im ersten Teil ist das Stück die skurrile Zeichnung eines Reichsbürger-Paares, das in den eigenen vier Wänden nach sehr eigenen Gesetzmäßigkeiten lebt und das sehr zum Lachen animieren kann. Im zweiten Teil aber folgt der Umbruch und aus dem, was Spaß gewesen ist, wird bitterer Ernst. Hier folgt auch eine deutlichere Anbindung des Gedankenguts der Reichsbürger an die Nazi-Ideologie und die Rolle der Frau darin.

Trotz aller Leichtigkeit des Textes war mir daran gelegen, dass er immer auf mehreren Ebenen funktioniert: Zum einen ist er Rede der Figuren. Zum anderen ist er aber auch ein Strickwerk aus Verweisen auf Geschichtliches aus dem Faschismus, um die Anbindung der Reichsbürger-Bewegung an die Historie implizit zu erzählen. So ist beispielsweise der Titel eine Referenz auf den esoterischen Glauben vieler Mitglieder der Reichsbürger-Bewegung, dass der arische Mensch vor Urzeiten auf Atlantis heimisch gewesen ist, dieses Eiland jedoch dem Untergang geweiht war und seitdem die Menschheit wieder zurück finden müsse zu ihrer »ursprünglichen Reinheit«. Zugleich verweist der Titel aber auch auf »Der Kaiser von Atlantis« – eine Kammeroper, die 1944 von Inhaftierten im Konzentrationslager Theresienstadt geschrieben wurde.

Bis heute ist die Reichsbürger-Bewegung schwer zu fassen. Zu divers sind die Splittergruppen: Von militanten Rechtsextremen, die sich mit Gewalt vor der BRD-GmbH schützen wollen, bis hin zu esoterischen Aussteigern auf ländlichen Gehöften, die sich nicht »fernsteuern« lassen wollen, ist die Schnittmenge sehr groß.

Wieso schreibst Du für das Theater bzw. welche Chance gibst Du diesem Medium?

Mein Versuch, für das Theater zu schreiben, ist immer ein politischer. Denn ich glaube, wenn an einem Abend Menschen zusammenkommen, um einer Geschichte zu folgen, birgt das automatisch politisches Potential. Das soll aber nicht bedeuten, dass meine Stoffe versuchen, Dinge besser zu wissen als die Zuschauenden. Ich möchte mit meinem Schreiben auch niemanden belehren. Viel mehr möchte ich meinen Wissensvorsprung, der durch lange Recherche entsteht, in eine ästhetische Erfahrung überformen, die im besten Fall unterhält und zum Denken anregt. Wenn das bei mehreren Menschen an einem Abend gelingt, ist für mich der Auftrag des Theaters erfüllt.

Die Fragen stellte Horst Busch.

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Zwischen Probebühne und Lichtpult: FSJ in der sparte4

In der Reihe »Journal einer FSJlerin« teilt Lenke Nagy regelmäßig ihre Erfahrungen und Gedanken.

Es war länger ruhig in meiner Reihe »Journal einer FSJlerin« – zwischen Endproben für »The end, my friend«, spinnendem Drucker, Zuschauen bei Kostümabgaben und meinem ersten Filmschnitt (Das Ergebnis findet ihr unter der Überschrift Straßenumfrage zu »The end, my friend« ebenfalls auf dem BLOG.) ist das Schreiben leider etwas kurz gekommen. Höchste Zeit also für Teil 7 meiner Serie, für den ich mir – zugegeben – Hilfe geholt habe. Und zwar bei jemandem, der theoretisch auch hinter den letzten Artikeln des Journals hätte stecken können. Als FSJlerin des Saarländischen Staatstheaters bin ich nämlich nicht alleine: Schon vor meiner Zusage war eine andere Person fest für die Spielzeit eingeplant: Charlotte Mohr, oder auch Charly, Freiwillige in der sparte4. Damit ihr euch auch ihren Alltag vorstellen könnt, der sich doch maßgeblich von dem meinen unterscheidet, habe ich ein Gespräch mit ihr geführt. Es geht unter anderem um Planänderungen, Senfspender und BWL – Bühne frei für Charly:

Lenke Nagy: Fangen wir doch mit einer sehr naheliegenden Frage an: Wie bist du auf die Idee gekommen, dich für das FSJ in der sparte4 zu bewerben?

Charlotte Mohr: Eigentlich wollte ich ins Ausland. Ich habe mich da für ein paar Sachen beworben, kam auch in Warteschleifen, aber irgendwann war dann klar: Das wird nichts mehr. Und dann waren wir mit unserem Kurs »Darstellendes Spiel« als Abschluss vor dem Abitur im Staatstheater und meine DS-Lehrerin meinte: »Hier gibt es eine FSJ-Stelle, da kann man sich auch bewerben.« Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich mich beworben und bin nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch in die sparte4 gekommen.

LN: Kanntest du die sparte4 vor deiner Bewerbung bereits?

CM: Nein. Ich war noch nie dort. Beim Bewerbungsgespräch wurde ich dann eingeladen mal vorbeizukommen und dann war ich bei »Ich, Akira« zum ersten Mal da und durfte mir auch den Backstage-Bereich angucken. Und dann stand ich vor der Entscheidung, ob ich Bock drauf habe, mich für ein ganzes Jahr zu verpflichten, ob ich mir das vorstellen kann. Den Ausschlag hat dann ein Probenbesuch bei der Produktion »Die Bettwurst« gegeben. Das war total cool mitzuerleben und ich habe entschieden: Ja, ich habe Lust drauf und mache das jetzt.

LN: Welche Aufgaben übernimmst du?

CM: Ich helfe der Regieassistenz sehr viel. Das ist in der sparte4 ein bisschen anders als im Großen Haus oder in der Alten Feuerwache, weil es dort keine zusätzlichen Ausstattungsassistent*innen gibt. Das heißt, die Regieassistenz muss sich neben der Probenorganisation auch um die Requisite und manchmal sogar um die Kostüme kümmern. Eigentlich macht man ein bisschen von allem. Auch mit den Lichttechniker*innen zusammenarbeiten und sowas. Ich bin meistens von 10:00 bis 14:00 Uhr bei der Probe und dann von 18:00 bis 22:00 nochmal bei der Probe oder halt bei Vorstellungen in der sparte4.

LN: Du bist dort auch bei allen Vorstellungen anwesend, oder?

CM: Ja, ich bin bei allen Vorstellungen dabei. Am Ende des FSJs ist es sogar üblich, eine Produktion alleine zu betreuen. Bei mir war das »Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat«.

LN: Ich verbringe im Rahmen meines FSJ auch viel Zeit im Büro am Schreibtisch. An welchem Arbeitsplatz trifft man dich am häufigsten an?

CM: In der sparte4 natürlich. Dann gibt es noch die Probebühne am Eschberg und bei Luca Pauer im Büro gibt es auch einen Schreibtisch für mich, da bin ich aber relativ selten. Dort arbeite ich nur manchmal an Applausordnungen, Listen mit allen benötigten Requisiten oder ähnlichem oder drucke den Stücktext für die Spieler*innen aus.

LN: Hättest du dir denn auch vorstellen können, meine Stelle zu besetzen? Also in der Dramaturgie zu arbeiten?

CM: Nein. (lacht) Ich hatte mein Bewerbungsgespräch mit Thorsten Köhler und Luca Pauer, dem Leitungsteam der sparte4. Die beiden haben mich dann gefragt, ob ich mehr Interesse an der Stelle in der sparte4 oder in der Dramaturgie hätte. Für mich war klar, dass ich die sparte4 vorziehen würde, weil mir die Schilderungen von der Arbeit dort besser gefallen haben und ich geahnt habe, dass das besser zu mir passt. Ich kann auch wirklich nicht gut schreiben, das war noch nie so mein Ding. Texte lesen zwar schon, aber ich mag es trotzdem lieber, dass ich mich bei den Proben direkt über den Text austauschen und zuhören kann, wie alle Beteiligten darüber philosophieren.

LN: Was gefällt dir, abgesehen davon, gut an der Stelle?

CM: Für mich verbindet die Arbeit sehr gut Kopfarbeit mit körperlicher Arbeit. Also dass man manchmal Sachen rumschleppen muss, aber auch auf eine besondere Art kreativ sein kann. Zum Beispiel gibt es bei einem Stück einen Senfspender und ich stand vor Fragen wie »Wie mache ich den am besten sauber?« und es gab noch die Überlegung, dass der Inhalt möglichst gut rausplatscht beim Runterdrücken. Für solche Dinge Lösungen zu finden, ist etwas, was mich sehr reizt. Aber auch, dass man ganz am Anfang von den Proben wirklich nur über den Text redet und ihn dann immer mehr mit Leben füllt. Das ist eine coole Kombi. Und man setzt sich auch ganz anders mit Themen auseinander, einfach weil da viel mehr Menschen in einem Raum mit dir sind, als wenn du nur für dich selbst am Tisch denkst.

LN: Im Gegensatz zu mir, bist du ja fast ausnahmslos bei allen Proben für eine Produktion in der sparte4 dabei. Fühlst du dich dabei als fester Bestandteil des Teams?

CM: Ja. Es ist ja dann immer wieder eine neue Produktion mit anderen Leuten, aber man merkt, wie am Ende alle richtig krass zusammenwachsen, wenn der Endspurt losgeht.

LN: Hand aufs Herz: Was hast du dir im Vorfeld anders vorgestellt?

CM: Ich weiß es nicht… Es ist oft so, dass man sich in sehr spontanen Situationen befindet und schnell entscheiden muss: »Scheiße, wie gehen wir jetzt damit um.« Wenn z.B. die Regieassistenz krank wird und ich bei den Abendvorstellungen plötzlich für sie einspringen muss. Ich dachte im Vorfeld nicht, dass mir soviel Verantwortung übergeben wird. Aber sonst habe ich mir wenig anders vorgestellt. Ich bin gedanklich relativ unvorbereitet da reingegangen.

LN: Geht mir auch so und ich sehe das auch eher positiv, denn wenn man sich bereits im Vorfeld ein detailliertes Bild ausgemalt hätte, dann würde man bestimmt auch schneller enttäuscht…

CM: Genau, dann hat man halt schon eine gewisse Erwartungshaltung.

LN: Möchtest du dich denn nach dem FSJ weiterhin mit Theater beschäftigen?

CM: Also nicht direkt, eher nein. Ich möchte Eventmanagment studieren und bin gerade dabei mich zu bewerben, in Richtung BWL und ähnlichem. Mir ist aber schon wichtig, dass da später wieder eine künstlerische Seite dazukommt, zum Beispiel durch die Organisation von Veranstaltungen im Bereich Kunst und Theater.

LN: Was würdest du deiner Nachfolge raten?

CM: Genau die Frage wurde mir diese Woche tatsächlich bei einem Fortbildungsseminar beim Deutschen Roten Kreuz schon gestellt… Davon muss ich ja, genau wie du, im Laufe meines Freiwilligen Sozialen Jahres fünf Stück besuchen, und diese Woche ist es bei mir wieder soweit. Ich weiß gar nicht mehr, was ich da geantwortet habe, ich glaube irgendeine 0815-Lebensweisheit. (lacht) Ich glaube, ich würde der Person mitgeben, dass man sich nicht so stressen soll. Ich habe jetzt gelernt, dass alles irgendwie so kommt, wie es eben kommt und man immer eine Lösung findet. Dass man einfach versucht, entspannt zu bleiben, auch wenn die Situation stressig ist, und sich darauf konzentriert, was man gerade machen kann. Außerdem sollte man sich auf seine Stärken konzentrieren und dann kann man auch gut mit Herausforderungen umgehen.

LN: Worauf freust du dich vor dem Ende der Spielzeit und dem damit einhergehenden Ende deiner Zeit in der sparte4 noch besonders?

CM: Das ist noch top secret. (lacht) Es ist noch nicht ganz klar, aber eine Auszubildende, die genauso heißt wie ich, hat mich gefragt, ob wir zusammen bei »Melodien für Millionen« singen wollen und jetzt habe ich schon zwei Lieder im Blick, bei denen wir gucken, ob wir das vielleicht zusammen durchziehen. Wir sind beide nicht super im Singen, aber ich glaube, das ist etwas, wo ich dann zurückdenken werde: »Du hast dich getraut vor so vielen Leuten so ein bisschen schief zu singen!« Außerdem wünsche ich mir, den Rest der Spielzeit noch eine gute Zeit zu haben. Darauf freue ich mich!

LN: Das hört sich nach einem sehr guten Plan an, danke dir für das Gespräch!

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Andriy May und Ulrike Janssen übers Freisein

Andriy, was ist Freiheit für dich?
Andriy May: Frei zu sein bedeutet für mich, man selbst zu sein und seinen eigenen Weg zu gehen.

Ulrike, du hast bereits mit Andriy gearbeitet. Was berührt dich am meisten in eurer Zusammenarbeit?
Ulrike Janssen: Die Arbeit mit Andriy war von Anfang an und ist natürlich immer noch vom Kriegsgeschehen in der Ukraine geprägt, das mir dadurch näher gerückt ist – mit allem, was damit zusammenhängt. Das betrifft auch die Situation der nach Deutschland geflohenen Menschen. Der Krieg hört für sie ja nicht deswegen plötzlich auf. Wie kann man sein Leben planen, leben, wenn man nicht weiß, wann und wie und ob man wieder zurückkann?
(Wobei das nicht mein einziger Berührungspunkt mit dieser Situation war; wir hatten bereits privat für ein halbes Jahr eine ukrainische Familie bei uns aufgenommen.)
Nach unserer ersten gemeinsamen Produktion hat Andriy mich zu einem Theaterfestival nach Lviv eingeladen. Mein erster Besuch in der Ukraine. Die Begegnung und Arbeit mit den Menschen dort hat mich stark beeindruckt.
In die Zusammenarbeit mit Andriy fließt immer die unmittelbar umgebende und erfahrene Wirklichkeit mit ein. Das kann manchmal auch schmerzhaft sein. Das Leben ist der Grund für die künstlerische Arbeit. Wenn das nicht gegeben ist, braucht man gar nicht weiterzumachen. Diese Position schätze ich sehr.

Warum arbeitest du in dieser Produktion mit jungen Menschen?
Andriy May: Das ist das Mindeste, was ich für die Zukunft der Jugend tun kann – ihnen die Möglichkeit zu geben, gehört zu werden. Hier liegt auch meine Verantwortung für die Zukunft und der Wunsch, jungen Menschen dabei zu helfen, sich selbst zu entdecken, von jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin zu hören, was sie wirklich wollen und vielleicht zu spüren, wer man ist und in welcher Welt man lebt. Und natürlich ist dies meine Chance junge Menschen zu unterstützen.
Ulrike Janssen: Ich halte es für äußerst wichtig zu hören, was junge Menschen zu sagen haben und ihnen dafür eine Bühne zu bieten. Sie sind auch unsere Zukunft. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, die unter starker Segmentierung leidet (finde ich). Gerade deshalb ist es toll, dass dieses Projekt auf der Bühne des Staatstheaters Saarbrücken stattfinden kann und hoffentlich ein größeres Publikum erreicht. Und das führt – hoffentlich – auch zu einer anderen Theatererfahrung.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Arbeit?
Andriy May: Lernen zuzuhören und den Menschen nicht zu sagen, was sie tun sollen: Es war ein herausfordernder Prozess, aber ich denke, wir haben es gut hinbekommen. Wir sind unserer eigenen Freiheit ein Stück näher gekommen, indem wir die Grenzen der Freiheit erkannt haben, vor denen wir stehen.
Ulrike Janssen: Wir haben in drei Sprachen gearbeitet: Die ukrainischen Jugendlichen sprechen untereinander in ihrer Sprache und auch Andriy hat mit ihnen Ukrainisch geredet. Andriy und ich wiederum sprechen miteinander Englisch; und mit den deutschen Jugendlichen habe ich Deutsch gesprochen. Die Ukrainer waren hier deutlich in der Mehrzahl – das machte es für mich oft schwer bzw. unmöglich zu verfolgen, was genau gerade in der Gruppe passiert, was für die Arbeit aber natürlich sehr wichtig ist. Sprache, die Hürden der Sprache und auch das Erlebnis, wie unfrei es macht, wenn man die Sprache nicht versteht … genau das, was wiederum die ukrainischen Jugendlichen in ihrer ersten Zeit in Deutschland erfahren haben. Und was mit unserem Thema ja verknüpft ist. Die beiden rein deutschsprachigen Teilnehmerinnen haben hier auch oft viel Geduld aufgebracht. Wir haben uns deshalb auch sehr früh entschieden, in der Performance genauso damit umzugehen – also keine Untertitel, sondern immer wieder das Einfordern von Übersetzung auf der Bühne und die Arbeit in zwei Sprachen.

Was habt ihr von den Teilnehmenden Neues gelernt?
Andriy May: Da das Projekt langfristig angelegt war, was sich auf jeden Fall positiv auswirkte, konnten sich die Teilnehmer nach und nach öffnen und lernen, einander und uns zu vertrauen. Jeder der zehn Teilnehmer ist eine ganze Welt, in die man nicht immer hineinkommt. Wir haben viel gelacht, manchmal geweint, wir hatten stressige Momente bei der Arbeit, aber das heißt auch, dass wir eine erfüllte Zeit hatten und dabei immer versucht haben, uns Zeit zu lassen. Zu lernen sich selbst und anderen zu vertrauen, seine Gedanken zu formulieren und auszudrücken, mutig zu sein – das sind für mich wichtige Schritte in Richtung Freiheit.
Kostiantyn, Yurii, Oleksandra, Arina, Sofiia, Mariia, Liv, Anastasia, Alona, Lavinia – das sind zehn verschiedene Lebensgeschichten, die sich untereinander und Ulrike und mich bereichert haben.
Das Wichtigste, wovon ich überzeugt war und was ich gelernt habe, ist Freiheit. Jeder unserer Teilnehmer hat sie und unser Ensemble hat dem Publikum etwas zum Thema Freiheit zu sagen! Vielen Dank an das Saarländische Staatstheater für diese Möglichkeit.
Ulrike Janssen: Da gäbe es jetzt sehr viel zu erzählen … es sind zehn verschiedene Charaktere mit ihren eigenen Geschichten, Erfahrungen … von jedem Einzelnen und jeder Einzelnen kann ich da sehr viel lernen.
Wenn ich etwas Allgemeines sagen sollte: Diese Art intensiver Begegnung mit Jugendlichen ist extrem bereichernd, weil man als „Erwachsene“ vieles – gern – vergessen und verdrängt hat, das einen in dieser Lebensphase beschäftigt und auch geprägt hat. Manches nehmen sie scheinbar viel gelassener hin, was wir vielleicht schlimm finden, und umgekehrt. Speziell die ukrainischen Jugendlichen haben teilweise äußerst verstörende Dinge erlebt. Mit welcher Kraft diese Jugendlichen versuchen, sich ihre Jugend nicht wegnehmen zu lassen – auf die sie ein Recht haben -, sondern ihr Teenagerleben zu leben, mit allem, was dazugehört, das beeindruckt mich. Davon möchte ich mir gern eine Scheibe abschneiden.

Andriy May ist Regisseur, Schauspieler und Theaterfestivaldirektor. 1976 wurde er in Cherson, Ukraine, geboren. Nach dem Abitur studierte er an der Technischen Universität Finanzen. Zu dieser Zeit war er als Schauspieler und Model tätig. Im Jahr 2001 gründete er das New Drama Theatre Studio, wo er sich mit der Produktion neuer dramatischer Texte beschäftigte.
2003 nahm er ein Studium an der Ivan Karpenko-Kary National University of Theatre, Cinema and Television in Kyiw auf, wo er sich auf Theaterregie spezialisierte, und setzte nach seinem Abschluss sein Studium im Rahmen des internationalen Masterprogramms an der Moscow Art Theatre School-Studio in Moskau fort. Während seines Studiums absolvierte er ein Praktikum in London am Royal Court Theatre.
Im Jahr 2008 gründete er in Cherson das Vsevolod-Meyerhold-Zentrum und das Lyutyi-Theaterfestival und begann seine Arbeit im Bereich des dokumentarischen und ortsspezifischen Theaters. Im Jahr 2011 erhielt er einen Master-Abschluss in Theaterwissenschaften. Im selben Jahr organisiert er zusammen mit seinen Kollegen in Kiew den Schauspielwettbewerb Contemporary Play Week und das Documentary Theatre Festival.
2014 wurde er Mitglied des Internationalen Forums Teathertreffen und des Oxford University New Play Forum. Von 2013 bis 2016 war er Regisseur und Schauspieler am Nationaltheater Ivan Franko in Kyiw. Im Jahr 2018 erhielt er ein Stipendium an der Kunstakademie Schloss Solitude.
Seit 2020 ist er Direktor des Mykola-Kulisch-Theaters in Cherson und hat rund 50 Vorstellungen in verschiedenen Theatern und Ländern inszeniert.
Ende März 2022 verließ er das von russischen Truppen besetzte Cherson mit seiner Mutter und seinem 7-jährigen Sohn in Richtung Deutschland, wo er 2022 Aufführungen und Projekte am Kölner Schauspielhaus, am Hans Otto Theater Potsdam und am Theater der Keller realisierte.

Ulrike Janssen studierte Germanistik, Philosophie und Französisch in Köln und promovierte 2001. Seitdem arbeitete sie frei als Autorin und Regisseurin von Hörstücken, meist an der Schnittstelle zwischen Feature und Hörspiel, u.a. für WDR, SWR, DLF und DLF Kultur. 2014 entstand die erste Arbeit für das Theater. Ihre Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Kölner Theaterpreis 2017 und dem Karl-Sczuka-Preis für avancierte Radiokunst 2019.
Sie ist Teil des Kollektivs TheaterBlackBoxKöln und seit der Spielzeit 2018/19 auch Dramaturgin am Theater der Keller.