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Theaterblog

Erinnerungen aus dem deutsch-französischen Herbstferienworkshop 2024

20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und Frankreich haben drei Tage mit unseren Theaterpädagoginnen Anna Arnould-Chilloux, Lea-Marie Albert und Meike Koch verbracht.

In der zweiten Herbstferienwoche konnte man im Großen Haus immer mal wieder einen Blick auf viele Jugendliche erhaschen, die im Theater unterwegs waren. Es handelte sich dabei um 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (TN), die sowohl aus Deutschland als auch Frankreich angereist waren, um drei Tage mit unseren Theaterpädagoginnen Anna Arnould-Chilloux, Lea-Marie Albert und Meike Koch zu verbringen. Im Fokus stand dabei die deutsch-französische Begegnung der Jugendlichen, sowie die Erarbeitung einer Abschlusspräsentation für die Eltern.
Über die Ereignisse der drei Tage haben die Theaterpädagoginnen Tagebuch geführt:




Montag, 21. Oktober 2024:

09:00 Uhr: Ankommen, Kennenlernen und Spiele

Fokus: Die Namen der anderen lernen mithilfe von deutsch-französischen Rhythmus-Spielen (»Ich bin Anna, Hallo Anna, wer bist du?« – »je suis Meike, Salut Meike, qui es tu?«) und einem Zombie, der nur durch Namenskenntnis von seinen Opfern ablässt.

Highlight: Die TN haben Spaß, aber sind noch etwas schüchtern. Man kennt sich noch nicht richtig.

11:00 Uhr: Führung durch das Theater.

Fokus: Alle Fragen der TN werden beantwortet und sie lernen das Haus hinter den Kulissen kennen und welche vielfältigen Berufe es hier gibt.

Highlight: Die Entdeckung der Waffenkammer! 

12:00 Uhr: Mittagspause mit kleiner Herausforderung

Fokus: Stärkung für den Rest des Tages mit kleiner sprachlicher Herausforderung in der Theater- Kantine

Highlight: Die französischen Jugendlichen bestellen ihr Essen in der Kantine auf Deutsch.

12:45 Uhr: Warm-up nach der Mittagspause

Fokus: Wir holen draußen kurz Luft, machen ein Foto vor dem Staatstheater und eine energetische Laola-Runde auf dem Theaterplatz.

13:00 Uhr: Bewegung!

Fokus: Raumlauf mit viel Musik und vielen Emotionen. Außerdem eine Spiegelübung in Zweiergruppen als deutsch-französisches Paar.

Highlight: Die TN lernen die Emotionen auch in der anderen Sprache. Wie sagt man »Freude« auf Französisch? Was bedeutet »Curiosité« oder »Colère«?

14:00 Uhr: Schauspiel: Die Kunst des Non-Verbalen Theaters

Fokus: Durch Mimik und Gestik entwickeln die Gruppen SzenenHighlight: Langsam nähert man sich an und es entwickeln sich Freundschaften in den kleinen Gruppen

Dienstag, 22. Oktober 2024

9:00 Uhr: Ankommen und den Weg selbst finden

Fokus: Und? Findet ihr den Weg zur »salle de répétitions« im Labyrinth des Theaters?  »Probebühne?«

09:30 Uhr: Sprachanimation – eine sprachliche und körperliche Aufwärmung und Zip-Zap-Spoing

Fokus: Spielen in deutscher und französischer Sprache: Hast du gut geschlafen? Wenn ja bleib sitzen, wenn nein bewege dich nicht, wenn »solala« tausch schnell den Platz mit dem Nachbarn!

Und jetzt einmal auf Französisch: »As-tu bien dormis? Oui? Non? Bof bof«?

Nach einem energischen Klopfen auf den Rücken des Nachbarn im Kreis verwandelt sich das Zip-Zap-Spoing Aufwärmspiel plötzlich in ein Theater-Vokabel-Lernspiel: Bühne, scène, Publikum, Rideaux de Théâtre, und mehr…

Highlight: Lächeln und Lachen bei den TN

10:00 Uhr: Probe mit Modenschau

Fokus: Erste Szenenentwicklungen für unsere Abschlusspräsentation. Mit einer emotionalen Modenschau werden viele Emotionen des gestrigen Tages noch einmal hervorgeholt und mit Mimik und Gestik auf die Bühne gebracht.

Highlight: Der Catwalk einiger TN ist sehr eindrucksvoll!

11:00 Uhr: Schauspieltraining in Eigenregie

Fokus: In Kleingruppen entwickeln die TN kleine non-verbale Szenen. Die Vorgabe ist dabei ein roter Faden, eine Dramaturgie – Fil rouge.

Highlight: Die TN erzählen abwechselnd auf Deutsch und auf Französisch ihre Ideen, ergänzen sich und helfen sich beim Übersetzen. »Wir könnten einen Charakter haben, der herumläuft und alle Emotionen in den Szenen ändert!«

»Quelqu‘ un qui porte malchance? Cela pourrait etre une histoire de famille.« Eine Familiengeschichte, erstmal die Eltern laufen mit ihrem Hund, dann die Onkel und Tante spielen Karte usw.«

12:00 Uhr: Mittagspause in der Kantine

Highlight: Die Essensbestellung auf Deutsch geht schon viel leichter von der Hand als noch am Vortag!

12:45 Uhr: Vokabelzeit

Fokus: Welche Wörter brauchen wir in beiden Sprachen, um zusammen kommunizieren zu können? Alle Wörter werden an eine Wand geklebt, damit man sie sich jederzeit anschauen kann.

Highlight: Die interessierten Blicke auf unsere bunte Vokabeltafel.

13:30 Uhr: Emotion und Instrumente, ein künstlerisches Potpourri mit Saxophon, E-Gitarre, Ukulele, Akustik-Gitarre und Klavier.

Fokus: Welche Emotionen kann ich durch mein Instrument darstellen? Wie klingt »Trauer« auf dem Saxophon? Oder »verliebt« mit der Ukulele? Die anderen TN reagieren mit der Spiegelübung mit Bewegungen und Mimik auf die Musik.

Highlight: Die TN improvisieren auf ihren Instrumenten und versuchen die Emotionen durch ihre Musik zu vermitteln.

Mittwoch, 23. Oktober 2024

9:00 Uhr: Endgültige Szenenerfassung für die Abschlusspräsentation

Fokus: Wir puzzeln ein Stück zusammen und inszenieren. Wir möchten so viel aus dem Workshop wie möglich in unser Stück einbauen.

Highlight: Alle dürfen Vorschläge machen, was sie gerne in der Präsentation zeigen möchten. Man merkt auch, dass die Sprachbarriere in den letzten Tagen sehr abgenommen hat und man sich auf Anhieb gut versteht!

Eine deutsche und eine französische TN kommen sogar zu Anna und fragen: »Wie sagt man veux tu t’asseoir à coté de moi à la répétition? – Möchtest du dich während der Probe neben mich setzen?«

10:00 Uhr: Probenbesuch beim Ballett »Romeo und Julia«

Fokus: Kennenlernen eines professionellen Probeablaufs und ein ein erster Einblick in unsere große Ballett-Premiere.

Highlight: Alle TN sitzen bunt gemischt im ersten Rang und beobachten gebannt das Orchester im Orchester-Graben (»Fosse d’orchestre«) und die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne.

12:20 Uhr: Mittagspause in der Kantine

Highlight: Die TN wissen nun wie das geht und bestellen ihr Essen ganz auf Deutsch ohne Hilfe. Die Kollegen des Theaters fragen, wer diese ganzen Kinder sind? Wir antworten stolz: Das ist unsere Herbstferienwerkstatt!

12: 45 Uhr: Fragerunde mit Klaus Kieser, Dramaturg von Romeo und Julia

Fokus: Nach dem Probenbesuch dürfen die TN alle Fragen stellen, die ihnen auf der Seele brennen:

– Wie lange dauert eine Probe?

– Wie viele Tänzer tanzen insgesamt mit?

– Wie werden die Kostüme aussehen?

Highlight: Ganz viele interessierte Fragen, die wir sogar irgendwann abbrechen müssen, damit noch Zeit zum Proben für unsere Abschlusspräsentation bleibt!

13:30 Uhr: Generalprobe!

Fokus: Noch einmal alles durchspielen bevor es gleich ernst wird.

Highlight: Alle TN sind wahnsinnig konzentriert und fokussiert.

14:00 Uhr: Toi toi toi – wir spielen unser erarbeitetes Ergebnis vor den Eltern und Geschwistern im Mittelfoyer vor.

Highlight: Standbild am Ende der Präsentation: eine kollektive Umarmung

Danach sind alle in heller Aufruhr, es gibt tosenden Applaus. Nach einem kleinen Abschiedsritual («Schubidu») beenden wir unsere dreitägige Herbstferienwerkstatt.

In den Gesichtern kann man ganz viel Freude, aber auch ein bisschen Traurigkeit, weil es jetzt vorbei ist, erkennen. Und dieses Mal sind die Emotionen nicht gespielt, sondern echt!

Zu hören sind französische und deutsche Abschiedsworte.

Eine französische TN redet mit uns nur noch auf Deutsch (»Danke, das war toll!«). Ein deutscher TN zeigt und erklärt seine E-Gitarre noch einmal auf Französisch.

Die Eltern bedanken sich: »Es hat meiner Tochter gut gefallen – Können wir sie fest in eurer Theatergruppe anmelden? «

Biensur que nous le referons! Kommt zu unserem neuen Theaterclub! Der deutsch-französischen Jugendclub!

Durch die großzügige Unterstützung der ODDO BHF Stiftung wurde die Theaterpädagogik des Saarländischen Staatstheaters um eine Projektstelle „Koordination deutsch-französische Projekte“ in der Spielzeit 2024/2025 erweitert.