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Theaterblog

Lateinamerika, das bin auch ich

Drei Spielerinnen der Produktion „Vamos, Corazón“ stellen sich vor

Ich bin Elisabeth Suàrez. Ich komme aus Kolumbien, ich bin verheiratet mit einem deutschen Mann, deswegen bin ich hier. Ich habe keine Kinder. Ich habe in meiner Heimat Jura studiert, aber hier nicht in diesem Bereich gearbeitet. Ich habe in verschiedenen Vereinen wie DeLaGe Deutschland, der lateinamerikanischen Gesellschaft, gearbeitet und ich habe immer Lust mit Leuten zu kommunizieren, sie zu treffen und etwas im Kulturbereich zu machen.

Ich heiße Ana Martínez. Ich komme aus Nicaragua und bin im September seit 23 Jahren hier in Deutschland. Ich bin verheiratet. In Nicaragua habe ich Zollbeamte studiert, das wurde hier nicht anerkannt. Hier habe ich eine Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht und arbeite in einem Seniorenheim in Merzig in einer Demenzstation, diese leite ich auch.

Hallo, ich bin Paola Rábago. Ich bin 27 Jahre alt und komme aus Saltillo, Coahuila Mexiko. Ich bin nach Deutschland gekommen, um eine Ausbildung in der Pflege zu machen. In meiner Freizeit mache ich Theater, weil es meine große Leidenschaft ist. Seit ich acht Jahre alt bin singe ich und ich liebe es, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen.

Was bedeutet euch Kunst und Theater?

Elisabeth: Wir können nicht ohne Kunst oder Theater leben. Mit einem Stück Theater oder mit einem Stück Musik oder mit einem schönen Bild teilen wir uns mit. Als Zuschauerinnen denken wir an die Arbeit, die dieser Künstler oder die Künstlerin gemacht hat und an die Gedanken, die seine oder ihre Produktion inspirieren.

Ana: Für mich ist das ganz, ganz, ganz neu. In meiner Heimat war ich noch ziemlich jung und hatte keine Möglichkeiten oder Ressourcen so etwas zu machen. Und jetzt ist Theater für mich befreiend. Ich kann die Sachen, die ich verstecke, wieder rausholen. Das ist auch eine Herausforderung, weil das komplett neu ist und auch Angst macht.

Paola: Kunst ist für mich die Form, in der wir Menschen uns ehrlich ausdrücken können. Theater ist für mich mein sicherer Ort, wo ich alles sein kann, was ich immer sein wollte. Es ist eine Art anderen zu zeigen, was ich fühle und meine persönliche Geschichte zu erzählen. So entsteht ein ganz besonderer intimer Raum.

Wie erlebt ihr die lateinamerikanische Community in Saarbrücken?

Elisabeth: Ich kenne die lateinamerikanische Community seit vielen Jahren, durch Cecilia Paladines und durch die DeLaGe. Ich habe mit dem Latino Film Festival gearbeitet oder mit lateinamerikanischer Musik. Ich kenne viele Musiker:innen aus Lateinamerika, deswegen ist es für mich etwas Normales, mich in dieser künstlerischen Welt zu bewegen.

Ana: Für mich ist es das Gegenteil. Ich bin ganz neu in der ganzen Integration mit den Latinas hier. Ich habe mich jahrelang nur in deutschen Kontexten bewegt, weil ich mich sehr auf die deutsche Sprache konzentriert habe. Und jetzt vernetze ich mich endlich mit der Community und spiele auch bei Los Mutantes.

Paola: Die lateinamerikanische Community ist für mich sehr sehr wichtig. Auch wenn wir uns früher nicht kannten, fühlt es sich hier in Deutschland so an, als ob wir hier füreinander ein Zuhause sind. Es ist wunderschön, wie viel wir miteinander teilen können. Für mich ist das wie eine große Familie im ganzen Land.

 „Vamos, Corazón“ – was bedeutet das für euch?“

Elisabeth: Ich bin das Gegenteil von Ana, ich bin neu im Theater. Ich liebe Musik, ich liebe Theater, Oper und so weiter, aber ich habe nie gedacht, dass ich einmal spiele oder dass ich auf der Bühne sein werde, für mich war das eine Utopie. Ich habe damit angefangen, weil es mir Spaß macht.

Ana: Für mich ist „Vamos, Corazón“ wie eine Versöhnung mit mir selbst, es bedeutet meine Gefühle wieder aufzuwecken. Wenn ich hierherkomme, wenn ich die Geschichten der anderen höre, dann denke ich: Lateinamerika, das bin auch ich. Das ist für mich „Vamos, Corazón“: etwas, wo ich hingehöre.

Paola: „Vamos, Corazón“ ist für mich ein Ausdruck unserer Wurzeln. Es sagt was uns als Lateinamerikaner, Lateinamerikanerinnen ausmacht. Dass wir alles mit dem Herzen machen, wir zeigen unsere Sensibilität und auch unsere Verletzlichkeit. Ich finde es wunderschön, das mit den Menschen teilen zu können.

Tipps und Hinweise

https://losmutantes.de/de/

https://lospaladines.de

Latino Filmfestival Saar | Saarbrücken | Facebook

Paola: Ein Tipp ist: Hört auf euer Bauchgefühl, bleibt eurer lateinamerikanischen Identität treu und glaubt an euch selbst. Manchmal ist es das Wichtigste, den Kopf klar zu behalten, damit wir uns auf unserem Weg nicht verlieren. Denn es ist sehr sehr sehr wichtig, unsere Identität als Lateinamerikaner:innen zu behalten. Es ist, was uns ausmacht. Eso es lo que nos convierte en quienes somos.