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Theaterblog

fritz kater
apparat future 2

Der Autor fritz kater schrieb für das Saarländische Staatstheater mit »future 2« einen rückwärts erzähltes Science Fiction Roadmovie. Für die Proben stellte er dem Team um Regisseur Christoph Mehler einen Apparat zum Stück zur Verfügung.

1
zukunft ist verlängerung der gegenwart/vergangenheit und eben auch nicht/
beim lesen wird mir klar dass alles so kommen kann wie es da steht/
aber eben auch nicht muss!
die scheinbar dystopische beschreibung könnte viel schlimmer sein!/ aber
eben auch viel besser..
natürlich ist es eben wirklich eine frage was gut/ schlecht ist..
und mir wurde sehr klar /dass es eben sehr wohl (! ) an jedem einzelnen liegt
wie es in 20 /30 jahren sein wird/
also wie unsre kinder dann leben werden/und der rest von uns/
das bedeutet /dass das stück eben auch eine aufforderung bedeutet: seine eigene position (mit hilfe des textes
ausfindig zu machen /und wenn möglich/hinsichtlich seiner eigenen möglichkeiten/einschätzungen und absichten
danach auch folgerichtig zu handeln…
2
persönlich ist der gedanke unangenehm:
dass es »dann«(zukunft) irgendwie immer eine art »abrechnung« gibt/
Und das sowohl: von den anderen/ als auch von einem selbst!
wenn man dazu noch zeit hat/sie sich nimmt /
also wie weit ist man selber gegangen auf dem weg ?/in welche richtung?/
wo hätte er/ich/sie/es anders abbiegen sollen/können?/vielleicht müssen?
..
wobei der gedanke wohltuend ist/dass die jeweiligen determinationen/

die die personen grundiert/führt und beschränkt/ schon ziemlich umfangreich ist/
(also wie sich frau/mann/weisser /schwarzer/alter/junger/kranker/starker reicher/armer /diverser zu
verhalten haben:
angesichts der jeweiligen sozialen/moralischen/kulturellen/ökonomischen /politischen vorstellungen
einer gesellschaft)
will sagen: mein »gestaltungsfreiraum« ist eben gerade nicht so »enorm« wie es
werbung/erziehung/medien/der staat/ und alle anderen einem
suggerieren/das heisst einerseits mein »eigenanteil an weltveränderungspotential« ist definitiv
gering/
aber!/das abschieben der verantwortung auf die »herrschenden« ist eben auch eine lüge/weil sie es
ja nicht sind :»die herrschenden«/
sondern nur die menschen /»die uns und viele güter besitzen«/
(als auch die ästhetische deutungshoheit:»der herrschende geschmack ist der geschmack der
herrschenden«b.b.)
aber alles (!) ist immer in bewegung (also auch die herrschaftsverhältnisse!)/also sollten wir uns
doch einmischen!
3
die 3- teilung des textes hat mehrere gründe /einmal geht es in der tat darum ästhetisch so etwas
wie ein tryptichon herzustellen /
als eine art »altar mit 3 seiten« (der nacheinander aufgeklappt werden kann)/(vielleicht im kontext
zu
marys ästhetischen vorstellungen)/
..wo die einzelnen flügel sich gegenseitig beleuchten/und so eine mehrdimensionalität »erscheinen«
könnte/
andererseits geht es darum verschiedene möglichkeiten/tangenten vom heute in die zukunft zu
ziehen/und zu verlängern/
Und diese sich hypothetisch zu vergegenwärtigen..
und schlussendlich finde ich das »spiel mit der zeit« reizvoll/will sagen/in beide zeitachsen (vor-
zürück) ist
eine darstellung möglich!!/wobei die rückwärts laufende mir zwar schwieriger /aber nach wie vor
reizvoller
erscheint/

4
die 3 bücher/
bilden imaginiert 3 verschiedene aufeinanderfolgende zeiten ab:
(vor allem aber ja 3 verschiedene orte:) 4.1.
buch 3( kurz nach dem 3. weltkrieg )zeigt eher ein gemälde wie ich es mir nach dem 30-jährigen krieg
in
europa vorstelle:
alles liegt noch in schutt asche/hunger krankheiten gewalt überziehen das land
und wir sehen 2 menschen (wanna und foe) wie sie einen ähnlichen weg richtung »gelobtes land«
erleben/erstreben/unterschieden (aus weiblicher und männlicher sicht/) am ende ein temporäres
glück(wie jedes glück)
von jungen menschen /die noch einen langen weg vor sich haben/

4.2.
spielt einige zeit/(jahre später )in einer megametropole/die schon absolut überwacht und technokratisch organisiert ist/
(ich war nur einmal in china in einer 34 millionen-stadt aber so »dinge« habe ich da gefühlt)
hier agieren die ki- figuren als anwälte des staates /als ordnungsapparate /aber auch als produzenten /therapeuten und management-
ausführende in unterschiedlichen rollen/
foe und mary sind 2 »humanoide«(hier im sinne von »teilmenschlich« verstanden) aussenseiter /beide verletzt/
er/psychisch -sie physisch/
sie bilden ein ungleiches paar und mary versucht eigentlich durch und über: kunstproduktion und kunsterörterung /
so etwas wie ein produktives auf kommunikation /spiel und/oder manufaktur beruhendes leben zu schaffen /
in einer welt in der es scheinbar keinen »widerstand« sondern nur noch entropie/also: den versuch zur absoluten ordnung
Gibt/
(in diesem teil wird deutlich /dass nicht die ki-robots »böse« sind /sondern die memschen /die sie programmieren(lassen)
aber auch /dass in dieser(!) ki-welt so etwas wie »widerstand« ähnlich wie bei »1984« oder in »brazil«
kaum noch eine chance hat…
4.3.
hier noch einige zeit später sehen wir die »absolut andere seite/«
Wir sind in :
einer völlig zerstörten müll- und todeswelt/ auf der die ausgestossenen /kaputten aber eben noch »überlebt habenden/«
versuchen zu existieren/ und neue oder scheinbar alte (?)formen des zusammenlebens ausprobieren /reorganisieren/
Diese welt ist erstaunlicherweise grösstenteils (wie heute in somalia/jemen /haiti z.b) längst realität/
(nur eben nicht unsere)
..
spannend wird die experimentieranordnung für »privilegierte zuschauende« dadurch/dass eine »ausgestossene person der oberen mittelschicht«
(anthony) versucht:
in die welt der freaks/halb-menschen und outlaws einzudringen /diese begehren nach einem »anderen« leben bezahlt
Der aus dem chor der bürger ausgestossene(anthony) relativ schnell mit dem tod /
weil er die herrschenden »archaischen« regeln nicht akzeptiert/versteht/wahrhaben will/
..
celine/rimbaud/jack london(wolfsblut)/tolstoi(der lebende leichnam)/marianne herzog(nicht den hunger verlieren) haben
solche »reisen« in andere milleus /kontinente und lebensentwürfe schon vorher beschrieben und teilweise(rimbaud) dafür mit ihrem eigenen leben bezahlt..

seltsamerweise erscheint in diesem teil der hauptaspekt des sonstigen textes:»die einsamkeit«
eine eher untergeordnete rolle zu spielen!
/vielleicht weil die unglaubliche anstrengung des überlebens dazu keine zeit lässt oder
Diese systeme (trotz ihrer härte) eine relative stabilität erzeugen/darstellen..
5
die ki figuren sind möglichst symphatisch oder zumindestens komisch gestaltet/
Und darzustellen!!!
(wie gesagt: sie selber können nicht »böse« (sein allerhöchstens die programmierer/)
gerade in ihrer unfertigkeit/naivität liegt ihr charme ihre komik!/
und manchmal eben auch (wie bei wanna-ki) ihr widerstandspotential..
6
die genre der 3 bücher untescheiden sich und soll(t)en auch möglichst unterschiedlich dargestellt werden/
so dass das triptychon wirklich plastisch wird!
..
buch 2 ist eine melancholische komödie mit starken essayistische zügen/
buch 3 ein roadmovie und natürlich eine liebesgeschichte aber auch ein »coming out of age drama«/
buch 1 der eigentlich science fiction: anfangend mit einer art »teacher-stand up comedy« so ist zumindstens der plan!!!