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Der Dramaturgieschreibtisch

Else Lasker-Schüler-Dramatikpreisverleihung

Die Stückepreise gehen an Ariane Koch (»Die toten Freunde (Dinosauriermonologe)«), Patty Hamilton (»Peeling Oranges«) und Svenja Viola Bungarten (»Die Zukünftige«), die aus 100 Einsendungen von einer Jury ausgewählt wurden.

Nach einer Begrüßung durch die Intendanten Markus Müller (Mainz) und Urs Häberli (Kaiserslautern) und einem Musikbeitrag aus dem Else Lasker-Schüler Zyklus op.26A von Wilhelm Rettich verleiht die Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Preise.

Sätze wie »Kultur ist das Herz der Gesellschaft«, »Theater und Kultur stehen für eine freiheitliche Welt und eine freie Gesellschaft« oder »Wir sind stolz auf unsere Theater« werden gesagt.

Es folgt eine szenische Lesung von Lisa Eder aus »Worst Case« von Kathrin Röggla, eine Laudatio von Dr. Frank Raddatz und Dankesworte von Kathrin Röggla.

Die Jury fand folgende Worte zum Schaffen Kathrin Rögglas:

Mit Kathrin Röggla wird eine Dramatikerin geehrt, die sich nicht scheut, gegenwärtige Themen aus dem Mittelpunkt unserer Gesellschaft in den Fokus ihrer Stücke zu nehmen. Die gebürtige Salzburgerin schafft es, mit Rhythmus, Bildlichkeit und Gestik hoch reflektierte Antworten auf das zu geben, was sie als forcierte Denkerin und Aktivistin wahrnimmt. Ihre Figuren werden sich selbst fremd, sie sprechen gerne im Konjunktiv oder in der dritten Person von sich selbst und spiegeln den Wahn nach Optimierung und der damit einhergehenden Überforderung wider. Um diesen realistischen Eindruck zu gewinnen und auf der Bühne darbieten zu können, hat Kathrin Röggla vor Ort für ihre Stücke recherchiert und Interviews mit in dieses Raster passenden Menschen geführt.

Nach einem Stehempfang steht die Vorstellung vom Pfalztheater Kaiserslautern »Der Popper« von Caren Jeß, der Stückepreisträgerin aus dem Jahr 2020 in einer Inszenierung von Ingo Putz, auf dem Programm.

Am 2. April 2022 hat die Uraufführung von Kathrin Rögglas Stück »Verfahren« Premiere in der Alten Feuerwache. Die Schriftstellerin und Dramatikerin kondensiert den fünf Jahre währenden Prozess um den NSU als literarische Zeitzeugin für uns in einen Theaterabend, der vielstimmig den Prozess und mit ihm verbundene Ängste und Erfahrungen offenlegt. Es ist kein Dokumentartheater, sondern ganz klar eine fiktive Grundsituation unter zivilen Prozessbeobachter*innen, die ein Wunsch eint: zu verfolgen, dass Recht Gerechtigkeit schafft.

Im Anschluss an die Vorstellungen am 27.04. und 19.05. gibt es die Möglichkeit, über das Gesehene zu sprechen. Unter dem Titel »Im Gespräch bleiben: Rassismus und Rechtsextremismus heute« lädt Schauspieldramaturgin Bettina Schuster-Gäb mit der Initiative Yalla! und dem Adolf-Bender-Zentrum zum Nachgespräch.


Horst Busch,
Chefdramaturg und Künstlerischer Leiter Schauspiel