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Theaterblog

Warum ein FSJ in der Dramaturgie?

Lenke Nagy absolviert in der Spielzeit 2023/2024 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Schauspieldramaturgie des Saarländischen Staatstheaters. In der Reihe «Journal einer FSJlerin» teilt sie regelmäßig ihre Erfahrungen und Gedanken. – Teil 2

»Was denkst du, sind die Aufgaben einer Dramaturgin?« hieß es in meinem Bewerbungsgespräch Anfang Mai, zu dem ich aufgeregt und mit frisch beendeten schriftlichen Abiturprüfungen erschienen war. Zugegeben, eine naheliegende Frage, wenn man sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Dramaturgie bewirbt. Und trotzdem gar nicht so leicht zu beantworten. »Der Dramaturg ist ein kleiner König, denn ohne ihn läuft am Theater nichts«, heißt es in einem Beitrag von Christian Gampert für die Reihe »Endlich mal erklärt« des Deutschlandfunks. Doch was sind dann Krone und Mantel, Zepter und Reichsapfel für die Dramaturg*innen?

Nach meinen ersten Tagen hier maße ich mir an, für mich selber schon eine Ahnung davon zu haben. Die Krone der dramaturgischen Aufgabenfelder besteht in meinen Augen (Ich bekenne mich schuldig: Es sind die Augen einer Leseratte…) aus dem Lesen und Auseinandersetzen mit Dramen und Texten aller Art. Was gibt es denn Verlockenderes, als bei seiner Arbeit ab und zu einfach in eine andere Welt einzutauchen? Mit Sicherheit nicht immer eine, die schöner ist als die echte, aber eine, die Bilder in den Kopf malt, die es dann später auf der Bühne umzusetzen gilt.

Zepter und Reichsapfel könnte man mit dem Zuschauen bei Proben, dem Schreiben von Programmheften und Ähnlichem vergleichen. Ebenfalls zwei Tätigkeiten, die mich an der Ausschreibung gereizt haben und Grund für meine Bewerbung waren.

Und der Mantel? Um in diesem etwas kitschigen Bild zu bleiben, würde ich den Mantel eines Königs als den Kontakt zu gleichgesinnten, theaterfaszinierten Menschen sehen, den ein Dramaturg/eine Dramaturgin durch seine/ihre Kommunikation mit den Personen auf, vor und hinter der Bühne hat. Ein ziemlich vielseitiger Job also.

Ob irgendwas von dem, was ich hier geschrieben habe, nach den wenigen Stunden, die ich bislang an meinem Schreibtisch in der Schauspieldramaturgie verbracht habe, Hand und Fuß hat? Mit Sicherheit nicht. Aber ich bin ja auch noch keine Königin (es soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch viele Frauen im Berufsfeld Dramaturgie tätig sind), nicht mal eine kleine. Sondern nur so etwas wie eine Besucherin, die mal ausprobieren will, wie es sich in einem Schloss lebt, um vielleicht selber irgendwann eins zu bauen. Und so lange es noch nicht so weit ist: Zuschauen, mitmachen und lernen, denn das ist, was ein FSJ einem ermöglicht. Ich jedenfalls freue mich, mich diesen drei Disziplinen in Zukunft weiter zu widmen.

Eure Lenke