Also es könnte ja möglich sein, dass morgen plötzlich wieder alles normal ist. Dann würde die Theatermaschine ratternd hochfahren. Vielleicht ein bisschen keuchend, zugegeben. Dann kämen Menschen zu mir ins Theater auf die Probebühne. Menschen, die spielen wollen, Kunst machen wollen.
Menschen, die vor allem soziale Kontakte knüpfen, Kontaktnetze erweitern wollen, sich neu erfinden wollen mit allem Pipapo. Und ich würde wieder den Beruf ausüben, den ich gelernt habe. Menschen dazu ermuntern, Ängste zu überwinden, Nähe zuzulassen, konstruktive Kritik zu üben oder einzustecken.
Menschen dazu bringen, ins Theater zu gehen und sich mit brennenden Themen oder sich selbst auseinanderzusetzen. Den Menschen diese Maschine mit all ihren Zahnrädern zu zeigen und ihnen das Gefühl geben, dass sie die Schrauben im Getriebe sind, dass es ohne sie ein Haufen schöner, aber nutzloser, glänzender Metallteile ist.
Ich bin Theaterpädagogin. Und wie meine Kolleginnen und Kollegen am Staatstheater ist mein Beruf darauf ausgelegt, im Zwischenmenschlichen aktiv zu sein, Theater zu vermitteln und Kunst als Dialog oder Diskurs zu begreifen. Alles darf sein und alles muss auch irgendwie sein. Machen statt Zerdenken. So.
Und ich will wieder viele Gesichter sehen, in die ich schaue. Ich weiß noch ganz genau, wie es, ist eine Atmosphäre zu spüren und was es bedeutet, wenn jemand wirklich leidenschaftlich Feuer fängt.
Ich plane wieder Begegnungen mit meinem Ensemble4, dem Bürgerensemble des Staatstheaters, vielleicht an der frischen Luft, wenn das wieder erlaubt ist. Ich plane ein Kinderkonzert, mit echtem Publikum, einem Gemüse-Puppenspiel, großem Orchester. Ich plane Begegnungsräume im öffentlichen Raum. Endlich sich wieder treffen.
Vielleicht durch Plexiglasscheiben, aber hey, mehr als die letzten drei Monate und endlich nicht mehr online. Ich bin bereit. Plan für morgen steht. Stand heute.
Luca Pauer,
Leiterin des Jungen Staatstheaters