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Hinter dem Vorhang Theaterblog

Zum letzten Mal! oder Von der Vergänglichkeit des Theater-Spiels

Wie Abschiede und Vergänglichkeit zum Leben gehören, so sagen auch die Theater zum Ende einer Spiel-Zeit: Tschüss! Wir nehmen Abschied von gemeinsam erarbeiteten Theaterabenden oder von Kolleginnen und Kollegen. Auf dem Spielplan heißt es nüchtern: Zum letzten Mal!

Das Theater feiert den Augenblick, die Gegenwart, das Da-Sein im Hier und Jetzt, aber damit auch das Vergängliche, das Vorrübergehende, das Transitorische.
Nach der Premiere einer Inszenierung folgt eine Reihe von Aufführungen an unterschiedlichen Spiel-Tagen, in dem sich das Erschaffene weiterentwickeln kann, bzw. die Künstlerinnen und Künstler jenseits einer Premierenanspannung frei aufspielen und ihre Rollen weiterentwickeln.
Theaterfans, die nicht nur eine Aufführung besuchen, berichten begeistert davon. Sie lieben die kleinen Veränderungen im Spiel und Timing des Abends. Oft sind es sogar winzige – meist vom Gro des Publikums unbemerkte – Fehler, Ausrutscher, Pannen die zum Darüber-Erzählen einladen.
Veränderungen und Brüche gehören zum Leben und machen eine Inszenierung manchmal sogar besonders interessant. War der Einsatz der Souffleuse beabsichtig? Gehörte der Ausstieg aus der Rolle zum Spiel? War das beim letzten Vorstellungsbesuch auch so?

Menschliche Aufmerksamkeiten verschieben sich und so gilt für das Theater: Jede Vorstellung ist anders!

»Der Geizige« von Molière zum letzten Mal am 6. Juli im Großen Haus. (Foto: Martin Kaufhold)

Diese kühne Behauptung in einem Medium, in dem sich alle Beteiligten auf und hinter der Bühne stets um die größtmögliche Exaktheit bemühen, entspringt dem Live-Charakter des Theaters und dem menschlichen Sein.
Kein Tag ist wie der andere. Aber auch keine Stunde, Minute oder Sekunde. So wird nicht nur das gemeinsame, energetische Spiel auf der Bühne immer anders erlebt, sondern auch die Reaktionen im Zuschauer-Raum sind von Vorstellung zu Vorstellung verschieden.
Doch erst das wechselseitige Erleben von Spieler*innen und Publikum macht aus einem Theater-Spiel Theater. Sollte dann auch noch der vielbeschworene energetische Funke überspringen, sprechen wir von Theater-Glück.

»Eine kurze Chronik des künftigen China« zum letzten Mal am 9. Juli in der Alten Feuerwache. (Foto: Horst Busch)

Doch wie Abschiede und Vergänglichkeit zum Leben gehören, so sagen auch die Theater zum Ende einer Spiel-Zeit: Tschüss! Wir nehmen Abschied von gemeinsam erarbeiteten Theaterabenden oder von Kolleginnen und Kollegen. Auf dem Spielplan heißt es nüchtern: Zum letzten Mal!

In Vorfreude auf das Kommenden will aber zeitgleich das neue Spielzeitheft Lust auf die kommende Saison mit ihren neuen Stoffen, Inszenierungen und Künstler*innen machen.

Die Vor-Proben u.a. zu »Gabriel«, »Der Besuch der alten Dame« oder »Augen ohne Gesicht« haben bereits begonnen!

Nutzen Sie vorher aber noch die Chance und nehmen Sie mit uns Abschied von zahlreichen gleichermaßen unterhaltsamen wie anregenden Inszenierungen der aktuellen Saison. Und das nicht nur im Schauspiel!

Als kleiner Trost – teilweise auch der Corona-Pandemie geschuldet – heißt es für einige Produktionen auch nur: Zum letzten Mal in dieser Spielzeit!

»Puck träumt eine Sommernacht« zum letzten Mal in dieser Spielzeit am 6. Juli in der Alten Feuerwache. (Foto: Astrid Karger)
»Trüffel Trüffel Trüffel« zum letzten Mal in dieser Spielzeit am 10. Juli in der Alten Feuerwache. (Foto: Horst Busch)

So oder so freue ich mich auf ein Wiedersehen in den Spielstätten des Staatstheaters.

Horst Busch,
Chefdramaturg