Im November 2020 erreichte die Dramaturgie eine Ausschreibung des Aktionsbündnis Darstellende Künste*. Darin wurde dazu aufgerufen, Personen zu nominieren, die sich innerhalb der Theaterlandschaft durch besonders umsichtiges Handeln in Pandemie-Zeiten hervorgetan hatten:
»Das Jahr 2020 hat die Welt der darstellenden Künste auf den Kopf gestellt und wenn sowieso schon alles andersherum ist, warum nicht gleich weiter machen? Das Aktionsbündnis Darstellende Künste verleiht zum ersten Mal den Bühnenheld*innen-Preis an Nicht-Künstler*innen. Unsere Held*innen stehen nicht im Scheinwerferlicht, sie performen nicht über die Rampe hinweg und die vierte Wand gehört in der Regel zur Büroausstattung. Unsere Held*innen arbeiten in Kulturämtern, Verwaltungen oder engagieren sich ehrenamtlich für die darstellenden Künste. Sie bleiben im »Wild Wild West« der Tanz- und Theaterlandschaft sichtbar und gehen nicht in Deckung. Und genau deshalb sind sie für uns die wahren Helden.«
Für die Dramaturgie war klar, dass Prof. Dr. Matthias Almstedt diese Auszeichnung verdient hatte. Im März 2020 hatte er ein finanzielles Ausgleichsmodell für pandemiebedingte Gagenausfälle von Gast-Darsteller*innen aller Sparten entwickelte. Diese auch als »Saarbrücker Modell« bezeichnete Regelung war und ist in besonderer Weise sozial, indem sie nicht alle Vorstellungsgagen gleichbehandelt, sondern niedrige Gagen zu einem höheren Anteil ersetzt. Diese differenzierte Behandlung schafft in besonderer Weise einen Interessensausgleich zwischen dem Theater und dem Gast – und das in individualisierter Form.
Die Preisjury sah das genauso. In einer Online Preisverleihung am 6.12. 2020 zeichnete das Aktionsbündnis Darstellende Künste Preisträger in sechs Kategorien aus.
»1. Denn sie wissen, was sie tun: Kulturpolitiker*innen
2. Spiel mir nicht das Lied vom Theatertod: Die Leitung eines Stadttheaters/einer Produktionsstätte
3. 4 Stempel für ein Halleluja: Verwaltungen/Verwaltungsmitarbeiter*innen/Sachbearbeiter*innen
4. Für keine Handvoll Dollar: Einzelpersonen, Freundeskreise, Kulturinitiativen/Vereine
5. Jenseits von Reden: Sonderauszeichnung für strukturelle Verbesserungen, Innovationen in den letzten Jahren, Impulsgeber*innen, Alternativen
6. Wanted: geliebt und lebendig: Der Publikumspreis«
Matthias Almstedt bekam seinen Bühnenhelden Preis in der Kategorie »4 Stempel für ein Halleluja«. Insgesamt wurden 39 Preisträger*innen aus 161 Nominierungen durch eine Fach Jury ausgewählt. Diese Beteiligung zeigt auch, wie wichtig das Sichtbarmachen des aktiven Engagements gerade auch in Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ist.
Mehr Informationen zu den Preisträgern und der Preisverleihung unter https://buehnenheldinnen.de/. Wer mehr über die Situation die Lage der Solo Selbständigen Künstler im Saarland und das »Saarbrücker Modell« erfahren möchte, dem sei auch der Beitrag im Aktuellen Bericht des SR empfohlen: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=96003.
Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger, und besonders natürlich an Matthias Almstedt!
Simone Kranz,
Schauspieldramaturgin
* Das Aktionsbündnis Darstellende Künste wurde 2018 im Rahmen der 3. bundesweiten Ensemble-Versammlung am Schauspielhaus Bochum gegründet. Es ist ein Zusammenschluss verschiedener Dachverbände (art but fair, Bund der Szenografen, Bundesverband Freie Darstellende Künste, Dachverband Tanz Deutschland, Dramaturgische Gesellschaft, dramaturgie-netzwerk, ensemblenetzwerk, GDBA, Netzwerk flausen+, Pro Quote Bühne, regie-netzwerk, Ständige Konferenz Schauspielausbildung, sowie Verband der Theaterautor*innen. Das Aktionsbündnis versteht sich als offene Diskussions- und Kommunikationsplattform. An den regelmäßigen Arbeitstreffen nehmen gelegentlich auch der Deutsche Bühnenverein, die Allianz der Freien Künste und der Fonds Darstellende Künste teil.